Süddeutsche Zeitung

Dreharbeiten:Manchmal ist Franken so schön wie Paris

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Teile der Oscar-Wilde-Biografie "The Happy Prince" wurden in Bayern gedreht. Schlösser wie Thurnau und Mitwitz waren schon öfter Kulisse für internationale Filmproduktionen.

Kolumne von Katja Auer

Oscar Wilde ist vor anderthalb Jahren im Schloss Thurnau gestorben, nicht wirklich freilich, er ist ja schon seit mehr als 100 Jahren tot, aber der britische Schauspieler Rupert Everett hat das Ende des Schriftstellers noch einmal aufleben lassen, sozusagen.

Everett drehte einen Film über die letzten Jahre des zunächst gefeierten und später gefallenen Autors und Dandys und tat das, ausgerechnet, in Oberfranken. Weil das Werk "The Happy Prince" nun fertig ist, erzählte Everett in München, natürlich, wie das so war in Franken.

Dorthin hatte es die Filmcrew verschlagen, weil die Landeshauptstadt einfach zu aufgebrezelt daherkommt, um als das etwas schmuddelige Paris des ausgehenden 19. Jahrhunderts durchzugehen, das Geld aus der bayerischen Filmförderung aber gefälligst dahoam ausgegeben werden soll. Dann also in den Schlössern Thurnau, Mitwitz und Schmölz, das ist ein Ortsteil von Küps, falls das jemandem bei der Orientierung hilft. Einheimischen Quellen zufolge angeblich auch die "Toskana des Frankenwaldes" genannt.

Franken ist immer wieder mal Drehort für internationale Filmstars, Kirk Douglas war in Forchheim, Anthony Quinn in Schloss Thurn, Orlando Bloom in Bamberg, und werden sie danach gefragt, loben sie den Landstrich in der Regel brav. Rupert Everett will sich in Thurnau gar wie Liz Taylor vorgekommen sein, ähnlich exzentrisch vermutlich, weil er sich vom Kirchengeläut derart gestört gefühlt habe, dass er den halben Ort verrückt machte, bis der Pfarrer Gnade walten und die Glocken schweigen ließ, solange die Herrschaften im Schlosse weilten.

Liz Taylor war vermutlich zeit ihres Lebens nicht in Franken, und Oscar Wilde ganz sicher nicht, was schade ist, weil es ein paar interessante Begegnungen hätte geben können zwischen den extravaganten Stars und den Franken, die als im besten Sinne bodenständig gelten. Sie erinnerten ihn an die Menschen in Yorkshire, sagte Everett, dort komme auch niemand aus seinem Haus heraus. Aber man sehe, dass sich hinter den Fenstern der Vorhang bewege. Nun müsste man wissen, wie derlei Verhalten in Yorkshire bewertet wird, in Thurnau kann das fränkische Zurückhaltung sein. Oder es hat einfach keinen recht interessiert, was da im Schloss vor sich geht. Kann auch sein.

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Quelle:
SZ vom 28.05.2018
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