CSU:Seehofer stolpert über den doppelten Markus
Lesezeit: 1 min
Horst Seehofer gilt als Meister des politischen Schabernacks. Doch manchmal entwickelt sich ein Witz unfreiwillig zum Bumerang.
Glosse von Wolfgang Wittl
Das mit den Witzen ist eine schwierige Sache, gerade von und mit Politikern. Sind sie zu lasch, löst man bestenfalls Gähnen aus. Haben sie Biss, verscherzt man es sich mit den Opfern des Spottes. Meister des politischen Schabernacks ist zweifellos Horst Seehofer. Kein anderer versteht es besser, doppeldeutige Geschichten zu erzählen, von denen man nicht weiß, ob sie nun ernst gemeint sind oder nicht. Für Seehofer ist das eine ziemlich praktische Angelegenheit. Er kann sich hinterher immer aussuchen, was gerade besser passt. Manchmal entwickelt sich ein Witz aber auch unfreiwillig zum Bumerang.
Am Montagabend machte Seehofer so ein Späßchen im Truderinger Bierzelt. Er habe ja viele Vorgänger, von denen manche sich in seine Politik einmischten, neckte Seehofer. Das werde er eines Tages "auch bei dir tun, lieber Markus". Freundliches Lachen im Zelt, die wahre Pointe setzte allerdings erst die Bild-Zeitung.
"Seehofer nennt Söder seinen Nachfolger", titelte das Blatt tags darauf. Begründung: "Gemeint war natürlich Markus Söder." Lieber Markus? Söder?? Das lässt nur zwei Schlüsse zu: bedauernswerte Unkenntnis oder böswilliges Missverstehen. Seehofers Worte richteten sich nämlich an Markus Blume, den Gastgeber und Landtagsabgeordneten - diesmal sogar eindeutig.
Überhaupt: Dass Söder sich in einem Bierzelt am Stadtrand küren lässt, noch dazu in einem Seehoferschen Nebensatz - was für ein absurder Gedanke. Die Inthronisation fände natürlich im Herzen der Landeshauptstadt statt, zum Beispiel beim Maibock im Hofbräuhaus.
Bevor das neue bayerische Oberhaupt seine eigene Krönungsmesse liest, gleitet es in einer Gondel den Kanal hinauf, die letzten Meter eskortiert von einer Parade Bernhardiner und Mini-Dobermänner. Während Angela Merkel sein Haupt mit Lorbeer bekränzt, donnert aus einer Kanone ein goldener Glanzpapierregen aus Tausenden Förderbescheiden. Seehofer und alle weiteren Vorgänger blasen dazu sanft die Schalmeien, Bild berichtet exklusiv. So und nicht anders hat man sich das vorzustellen.
Jetzt aber wieder ernsthaft, liebe Bild: Seehofer, der Söder zu seinem Nachfolger ausruft? Da hört der Spaß wirklich auf. Wobei: Schlecht war der nicht.