Süddeutsche Zeitung

CSU:Karl-Theodor, Platon und die Badehose

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Mehr als jeder dritte Deutsche würde gerne mit Karl-Theodor zu Guttenberg in den Urlaub fahren. Doch das dürfte eine eher unerquickliche Angelegenheit sein.

Kassian Stroh

Unseren täglichen Guttenberg gebt uns heute, Demoskopen! Diesmal: Emnid im Auftrag der Bunten. 36 Prozent der Deutschen würden gerne mit dem Bundeswirtschaftsminister ihre Ferien verbringen. Mehr als mit Merkel, mit Müntefering, mit jedem anderen Politiker!

Der Mann ist demoskopisch gesehen eine Rakete. Da bleibt selbst Gabi Pauli weit zurück. Nur 16 Prozent nannten sie als potentielle Urlaubspartnerin. Ungefähr so viele Deutsche haben einen Motorradführerschein.

Nun können aber auch in einer Demokratie viele Menschen irren. Ein gemeinsamer Sommerurlaub mit Karl-Theodor zu Guttenberg dürfte eine eher unerquickliche Angelegenheit sein. Entweder sitzt der Mann den ganzen Tag am Strand und liest Platons Politeia, im altgriechischen Original, versteht sich. (Das hat er selbst gesagt, um den Kopf freizukriegen.) In diesem Fall hat man als seine Urlaubsbegleitung recht wenig von ihm.

Oder: Guttenberg fühlt sich der Philosophenschule der "Peripatetiker" zugehörig - das sind jene, die im Gehen philosophieren und deklamieren. Man stelle sich das vor: Guttenberg am Strand, die Krawatte hat er über die Liegestuhllehne geworfen, den obersten Hemdknopf lässig offen, so schreitet er den Strand entlang und redet ständig irgendwas von wegen Philosophenherrschaft und so vor sich hin. Das kommt richtig peinlich, so eine Urlaubsbegleitung.

Ganz abgesehen davon, dass es Menschen gibt, die schwören, spätestens wenn Karl-Theodor zu Guttenberg in eine Badehose steigt und wenn das Meerwasser ihm das Gel aus den Haaren spült, spätestens dann zeige sich, dass auch er nur ein Mensch ist.

36 Prozent der Deutschen scheinen all dies nicht bedacht zu haben - die Ahnungslosigkeit der Masse ist übrigens genau der Grund, warum Platon die Demokratie ablehnt. Auch deshalb ist er nicht die beste Urlaubslektüre für einen aufstrebenden Politiker.

Martin Zeil (FDP) zum Beispiel ist auch Wirtschaftsminister, wenn auch nur bayerischer, aber er liest im Urlaub Hans-Werner Sinns "Kasinokapitalismus". Das passt. Joachim Herrmann (CSU) nimmt an die Adria Krimis mit. Für einen Innenminister genug Fortbildung.

Morgen melden wir übrigens, dass Forsa im Auftrag der Zeitschrift Pfotengeflüster ermittelt hat: 24 Prozent der Deutschen würden ihren Hund gerne Karl-Theodor nennen.

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Quelle:
SZ vom 06.08.2009
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