Süddeutsche Zeitung

Schule in Bayern:Was sich nach den Osterferien beim Homeschooling nun ändert

Lesezeit: 2 min

Am Montag schickte das Kultusministerium mehrere Schreiben an die bayerischen Schulen: Die neuen Richtlinien sollen Lehrern, Eltern und Schülern Klarheit bringen. Ein Überblick.

Von Anna Günther, München

Wie lange die meisten der 1,7 Millionen bayerischen Schüler noch daheim lernen, weiß niemand. Sicher ist nur, dass die Schüler künftig auch neuen Stoff lernen sollen und nicht mehr nur wiederholen wie vor den Osterferien. Am Montag schickte das Kultusministerium nun mehrere Schreiben an die bayerischen Schulen raus, weitere sollen in den nächsten Tagen folgen. Neue Richtlinien für das Lernen daheim sollen Lehrern, Eltern und Schülern neue Klarheit bringen. Zuletzt hatten sich viele eine verbindliche Linie des Ministeriums gewünscht und Wildwuchs beim Engagement der Lehrer und Lernpensum beklagt. Als erstes gingen die Richtlinien an Grund-, Mittel- und Förderschulen.

Im Detail unterscheiden sich die Richtlinien je nach Schulart, für alle gilt fortan, dass Lehrer engen Kontakt zu ihren Schülern herstellen sollen, ihnen Aufgaben per E-Mail oder auch per Post schicken sollen, laufend Feedback geben, den Lernfortschritt kontrollieren sollen und Wochen- sowie Tagespläne erstellen sollen. Basiswissen ist zu vermitteln, aber nicht das ganz normale Pensum. Um Kinder aus bildungsfernen Familien sollen Lehrer sich täglich kümmern. Wer diese Betreuung braucht, entscheidet der Klassenlehrer. Tests sind erlaubt, aber benotet wird erst, wenn wieder Schulstunden stattfinden.

Die neuen Richtlinien nennt Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) "Fahrplan", der verbindlicher sei als die Empfehlungen in den Wochen vor Ostern. Von strikten Vorgaben hält Piazolo aber nichts: "Ich möchte nicht jedem Lehrer vorschreiben, wie er jede Stunde zu machen hat." Zumal das niemand kontrollieren könne.

Piazolo hatte schon am Wochenende erklärt, dass Abiturienten vor ihren Prüfungen keine Klausuren mehr schreiben müssen. Am Montag teilte sein Haus den Gymnasialdirektoren mit, dass die Abiturienten selbst wählen können, wie ihre Noten für das zweite Halbjahr zustande kommen: Als Durchschnitt aller Leistungen in der Qualifikationsphase oder aus Noten, die bis zum 13. März entstanden. Die Abiturienten sollen sich vom 27. April an in kleinen Gruppen ausschließlich auf ihre Prüfungen vorbereiten, die am 20. Mai beginnen.

Besonders an Fach- und Berufsoberschulen (FOS/BOS) stehen noch viele Klausuren aus. Dort beginnen die Abschlussprüfungen Mitte Juni. Aber Daniel Burger schlägt eine weitere Verschiebung der Prüfungstermine oder Streichen von Prüfungsstoff vor. In einem Brief ans Ministerium fordert der Landesschülersprecher BOS zudem Härtefallregelungen: Schüler, die zu Risikogruppen gehören, sollen selbst entscheiden dürfen, ob sie die Prüfung schreiben oder einen Abschluss aus Durchschnittsnote haben wollen. Für diese Schüler könnte die Rückkehr an die FOS/BOS heikler werden als an den Gymnasien: Dort werden weitaus mehr Jugendliche in der Schule sein, weil deutlich mehr Jugendliche an FOS/BOS parallel das Fachabitur oder das allgemeine Abitur schreiben als an Gymnasien.

Dies mit den strengen Abstands- und Hygieneregeln zu vereinbaren, dürfte manchen Schulleiter vor Herausforderungen stellen. Der Umgang mit Risikogruppen wird im Brief an die Schulleiter der Gymnasien noch nicht beantwortet. Informationen sollen "schnellstmöglich" folgen, heißt es. Für Schüler, die zu Risikogruppen zählen, werde es Nachschreibetermine geben, versichert Piazolo. Attest vorausgesetzt.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4882218
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 21.04.2020
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.