Süddeutsche Zeitung

Coronakrise:Holetschek verspricht mehr Erstimpfungen

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Der Gesundheitsminister verkündet zudem: Bayern will die Impfzentren nach dem 30. September noch offenhalten - auch für Auffrischungen vor der kalten Jahreszeit.

Von Andreas Glas und Felix Schwarz, München

Die Pressekonferenz im Münchner Prinz-Carl-Palais läuft bereits seit mehr als 20 Minuten, da verkündet Klaus Holetschek (CSU) die vielleicht beste Nachricht des Tages. "In den Impfzentren finden diese Woche auch wieder Erstimpfungen statt", sagt der Gesundheitsminister, nachdem die Zentren zuletzt vor allem Zweitimpfungen durchgeführt hatten, die fällig geworden waren. Zwar hatte Holetschek die Hoffnung auf mehr Erstimpfungen schon in der vergangenen Woche geäußert - doch stand da offenbar noch nicht fest, ob die vom Bund angekündigten Impfstofflieferungen auch kommen. Wie viele Menschen sich nun genau Hoffnung auf die erste Spritze machen dürfen? Unklar. Am Dienstag spricht Holetschek von einem "moderaten Umfang" an Erstimpfungen, der in den kommenden Wochen "aufwachsen" werde.

Was dagegen feststeht: Seit dem 10. Juni können sich auch in Bayern alle Menschen ihre Corona-Impfung digital bestätigen lassen - entweder durch die CovPass-App oder die Corona-Warn-App mit einem QR-Code. Arztpraxen und Impfzentren erstellen - zusätzlich zur Bestätigung im gelben Papier-Impfpass - den digitalen Nachweis nach der Impfung. Sodann erhalten die Menschen mit Impf-Schutz per Papierausdruck oder App ihren Barcode.

Wenn der Code eingescannt wurde, wird die Impfbescheinigung lokal auf dem Handy gespeichert. Für alle jene, die bereits vollständig geimpft sind, stehen die Apotheken seit Montag bereit - dort kann der digitale Impfpass nachträglich generiert werden. Über das Portal mein-apothekenmanager.de können Bürgerinnen und Bürger eine Apotheke in der Nähe finden, die diesen Service anbietet.

Nach den Angaben des Bayerischen Apothekerverbands sind am ersten Tag bis 14 Uhr rund 400 000 digitale Nachweise bundesweit erstellt worden, rund zwei Drittel aller Apotheken in Deutschland und Bayern sind daran beteiligt. Dabei lief nicht alles rund. Lena Riemann-Mosinski vom Bayerischen Apothekerverband hält die Aufregung um Serverprobleme jedoch für übertrieben: "Dass es zu einem Server-Update und damit zu Verzögerungen am Morgen kommen soll, wurde bereits vorher angekündigt. Letztendlich hat der Ablauf 15 Minuten länger als geplant gedauert. Das ist wirklich nicht dramatisch." Zudem traf das ein, wovor die Apotheken ausdrücklich abgeraten hatten: Viele Geimpfte riefen gleich am Montag um acht Uhr an.

Weitere technische Probleme bei einigen Apotheken waren zu erwarten, schließlich war die Vorlaufphase relativ kurz, so Riemann-Mosinski. Um den QR-Code ausgeben zu können, müssen sich die Apotheken registrieren lassen - was aus der Sicht von Riemann-Mosinski mit einem hohen Aufwand verbunden sei. Dennoch hätten die meisten Apotheken positive Rückmeldungen gezeigt.

Die Ausstellung der digitalen Impfnachweise läuft in Bayern sehr unterschiedlich. Während das Landratsamt in Würzburg von Ausfällen durch überlastete Server spricht, ging der Start in Regensburg reibungslos vonstatten. Auch Richard Leberle, ärztlicher Leiter des städtischen Impfzentrums, geht davon aus, dass es in den kommenden Wochen wieder mehr Erstimpfungen geben wird. Was die Zukunft des Impfzentrums angeht, äußert er sich zurückhaltend. Er glaubt zwar, dass die Betriebs- und Hausärzte mit der Zeit immer mehr Impfungen übernehmen werden, sagt Leberle. Dennoch sei völlig offen, "ob es im Winter Auffrischungen der Impfungen braucht. Dabei könnten die Impfzentren wieder eine größere Rolle spielen".

Gesundheitsminister Klaus Holetschek hat sich in dieser Frage bereits positioniert: Er möchte die Impfzentren über den 30. September hinaus offenhalten, wenn die zur Hälfte vom Bund unterstützte Finanzierung der Impfzentren in den Bundesländern ausläuft.

Deutlich pessimistischer sehen Stadt und Landkreis Bamberg die Zukunft ihres Impfzentrums, jedenfalls kurzfristig. In einer gemeinsamen Pressemitteilung forderten Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) und Landrat Johann Kalb (CSU) die Regierung von Oberfranken dazu auf, die Impfkontingente für Bamberg zu erhöhen, denn "das wäre der gerechte Ausgleich für zusätzliche Lieferungen an benachbarte Kreis und Städte im Frühjahr".

Die Quote für die Erstimpfungen stieg lediglich um 1,6 Prozentpunkte durch Impfungen der niedergelassenen Ärzte, da dem Impfzentrum kein Impfstoff für Erstimpfungen zugeteilt wurde. Sollte es nicht bald wieder Impfstoff für Erstimpfungen geben, müsse man Anfang Juli den Impfbetrieb einstellen, heißt es in der Mitteilung.

Keine Menschen im Impfzentrum, kaum Impfdosen in den Kühlschränken. So sah es zuletzt auch in anderen Impfzentren aus, zum Beispiel im niederbayerischen Landkreis Regen. Auch dort wurde der Betrieb eingestellt - was allerdings nicht bedeutete, dass deshalb keine Impfungen stattfanden. Drei mobile Impfteams waren unterwegs, zudem gibt das Impfzentrum regelmäßig Impfstoff an Hausarztpraxen weiter, wie ein Sprecher des Landratsamtes Regen auf Nachfrage mitteilt. Auch in Würzburg liegt der Fokus derzeit noch auf Zweitimpfungen - hierfür soll es nach den Angaben des Landratsamtes in der kommenden Woche rund 1900 zusätzliche Impfdosen geben.

Voraussichtlich Ende Juni oder Anfang Juli sollen dann auch die Schülerinnen und Schüler der bayerischen Abschlussklassen ein Impfangebot bekommen. Derzeit liefen die Planungen, sagt Gesundheitsminister Holetschek. Er hoffe, "dass uns der Impfstoff auch zur Verfügung steht, den wir dazu natürlich brauchen". Womöglich verschiebt sich also der Zeitplan nach hinten, den Ministerpräsident Markus Söder (CSU) im Mai gesetzt hatte.

Damals sagte er, dass in Schulen die Abschlussklassen noch im Juni geimpft würden und "vielleicht noch vor den Sommerferien Schülerinnen und Schüler ab zwölf Jahren, sobald die Impfstoffe zugelassen sind".

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Quelle:
SZ vom 16.06.2021
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