Süddeutsche Zeitung

Bilanz:Mehr als fünf Millionen Besucher in den bayerischen Schlössern und Gärten

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Von Ruth Eisenreich, München

Markus Söder und Ludwig Spaenle sparen nicht mit großen Worten. "In Stein gegossenes historisches Erbe, das unser Land über Jahrhunderte geprägt hat", sind für den Finanz- und Heimatminister die bayerischen Schlösser und Burgen im Allgemeinen; "man kann die kunsthistorische Bedeutung gar nicht hoch genug einschätzen", sagt der Kultusminister über die Gelbe Treppe in der Residenz München im Speziellen.

Am Montag hat Söder, wie jedes Jahr, zur Bilanzpressekonferenz der Bayerischen Schlösserverwaltung geladen. Und mit der aktuellen Bilanz ist er "sehr zufrieden". Die Zahl der Besucher in den staatlichen Schlössern, Gärten und Seen ist von 2014 auf 2015 leicht gestiegen, von 5,01 auf 5,02 Millionen. Am beliebtesten war, wie schon in den Jahren zuvor, Schloss Neuschwanstein mit mehr als 1,52 Millionen Besuchern. Das ist allerdings ein leichter Rückgang gegenüber 2014, als 1,57 Millionen Menschen kamen.

Schlösserverwaltung arbeitet fast kostendeckend

Kräftige Zuwächse gab es dafür etwa in der Kaiserburg in Nürnberg (von 162 000 auf 179 000 Besucher), im Pompejanum in Aschaffenburg (von 24 000 auf 30 000) und im Schloss Nymphenburg in München (von 299 000 auf 311 000). Ein "Publikumsrenner" seien die Bronzesäle im Münchner Residenzmuseum gewesen: Seit ihrer Eröffnung Mitte Dezember hätten sie bereits 11 600 Menschen besucht.

Stolz ist Söder nicht nur auf die Besucherzahlen, sondern auch darauf, dass die Schlösserverwaltung "ohne Bautätigkeit nahezu kostendeckend" arbeite. Einnahmen von fast 64 Millionen Euro im Jahr 2015 entsprächen beinahe den gesamten Betriebs- und Personalkosten. Der Mann, der dafür wohl verantwortlich ist, Schlösserverwaltungspräsident Bernd Schreiber, sitzt bei der Pressekonferenz übrigens mit am Tisch, kommt allerdings kein einziges Mal zu Wort.

Söder bestreitet den Großteil der Veranstaltung, mit vielen Zahlen und ein paar Witzchen. Die Pressekonferenz findet in einem Raum mit gemalter Kuppeldecke, lautem Hall und Ölgemälden von Reifrockfrauen und Halskrausenmännern statt, und dass dieser Raum "Schwarzer Saal" heißt, bietet sich als Vorlage natürlich an: "Der Name hat nichts mit meiner politischen Gesinnung zu tun", sagt Söder gleich einleitend.

Restaurierungen und Sanierungen geplant

Im kommenden Jahr will die Schlösserverwaltung eine Reihe von Gebäuden sanieren oder restaurieren, unter anderem die Prunkräume von Neuschwanstein, die Festung Marienberg, die Residenz Bamberg und das Markgräfliche Opernhaus Bayreuth. Insgesamt 25 Millionen Euro will Söder 2016 für Baumaßnahmen ausgeben, das Gesamtvolumen der derzeit laufenden Bauvorhaben betrage 300 Millionen Euro.

Das wichtigste Bauprojekt aber liegt gleich nebenan und heißt Gelbe Treppe (Söder: "Sie grenzt an den Schwarzen Saal, aber auch das hat nichts mit politischen Konstellationen zu tun"). Die Treppe wurde von Leo von Klenze erbaut und war früher der repräsentative Hauptzugang zu den königlichen Wohnräumen. Heute ist der Stuck des Dachgewölbes fast völlig zerstört und eine schlichte Betondecke trennt die Stiegen vom Gewölbe.

Große Worte vom Finanzminister

In den kommenden drei Jahren soll die Treppe für sechs Millionen Euro wieder in ihren Originalzustand versetzt werden. Die Hälfte dieser Kosten übernimmt die Edith-Haberland-Wagner-Stiftung - bei der Pressekonferenz unterschreibt eine Vertreterin der Stiftung gemeinsam mit Söder eine Finanzierungsvereinbarung über diese Summe. Ein "ganz besonderer Moment" sei das, sagt Kultusminister Spaenle: Wenn Besucher die Residenz erst einmal auf demselben Weg betreten könnten wie einst die Könige, werde ihnen das "ein ganz anderes Verständnis dieses Hauses" eröffnen.

Das wird erst 2019 geschehen, aber auch für das "bayernweite Highlight" für das Jahr 2016 hat Söders Ministerium ein paar große Worte parat: Die Ausstellung "Kunst und Glaube" in Neuburg an der Donau soll von Mai bis August "erstmals alle acht Bände der berühmten Ottheinrich-Bibel" am selben Ort zeigen; es handle sich um "ein epochenübergreifendes Werk von Weltrang".

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Quelle:
SZ vom 08.03.2016
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