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Bedrohte Tiere:Die Alpen-Smaragdlibelle in Gefahr

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In der Roten Liste Deutschlands wird sie schon jetzt in der Gefährdungsstufe "Vom Aussterben bedroht" geführt. In Bayern geht es ihr etwas besser. "Aber wenn wir nichts für sie tun, kann sich das schnell ändern", sagt die Artenschutzexpertin Christine Margraf.

Von Christian Sebald

Die Alpen-Smaragdlibelle (Somatochlora alpestris) ist eine auffällige Großlibelle mit einer Flügelspannweite von sechs bis sieben Zentimetern. Ihr Körper ist grünlich-schwarz gefärbt, der Rumpf und die Augen lechten grün, der Hinterleib ist schwarz. Auf der Stirn trägt sie beidseitig je einen gelben Fleck. Das hauptsächliche Verbreitungsgebiet der Alpen-Smaragdlibelle, die der Naturschutzverband BUND und seine bayerische Tochterorganisation, der Bund Naturschutz (BN), jetzt zur "Libelle des Jahres 2023" ausgerufen haben, reicht von Norwegen über Sibirien bis in den Norden und den Osten Japans. In Deutschland kommt die Art nur in Lagen über 750 Höhenmetern und damit in der Hauptsache in den bayerischen Alpen, im Bayerischen Wald und im Fichtelgebirge vor.

Mit der Auszeichnung wollen BN und BUND darauf hinweisen, dass die Klimakrise eine akute Gefahr für die Alpen-Smaragdlibelle ist. In der Roten Liste Deutschlands wird sie schon jetzt in der Gefährdungsstufe "Vom Aussterben bedroht" geführt. In Bayern geht es ihr nur etwas besser, hier ist sie stark gefährdet. "Aber wenn wir nichts für sie tun, kann sich das schnell ändern", sagt die Biologin und BN-Artenschutzexpertin Christine Margraf. Damit die Alpen-Smaragdlibelle nicht ausstirbt, müssen ihre Lebensräume besser geschützt werden. Das sind die Moore in den hohen Lagen, besser gesagt die kleinen und kleinsten Gewässer in ihnen, aber zum Beispiel auch angestaute Gräben. Wichtig ist, dass sie nicht oder allenfalls nur ganz kurz austrocknen. Nur in den höheren Lagen der bayerischen Berge besiedelt die Alpen-Smaragdlibelle auch größere Weiher oder kleine Seen.

Die größte Gefahr für die Art sind die immer heißeren und trockeneren Sommer auch in den Mittelgebirgen und Bergen. Dadurch fallen dort Tümpel, Bächlein, kleine Teiche und Seen immer öfter und länger trocken. Die aber brauchen die Larven der Libellenart als Lebensraum. Aber auch die immer höheren Temperaturen schaden den Larven. Die Paarung der Alpen-Smaragdlibellen beginnt in der Luft. Das Weibchen legt später seine Eier im Flug über den Kleinstgewässern ab. Die Larven schlüpfen zum Teil noch vor dem Winter oder im darauffolgenden Frühjahr. Dann leben sie bis zu drei Jahre lang in den Kleinstgewässern. Die Flugzeit beginnt im Juni und dauert höchstens bis September.

Damit die Alpen-Smaragdlibellen überleben können, braucht es Margraf zufolge einen intensiveren Schutz der verbliebenen Moore in den Mittelgebirgen und den bayerischen Bergen. "Sie dürfen nicht zu stark beweidet werden", sagt sie. "Außerdem müssen die Nährstoffeinträge verringert werden." Und überall dort, wo die Moore schon geschädigt sind, sollten sie unbedingt renaturiert werden. "All das braucht ambitionierten Klimaschutz", sagt Margraf, "denn schon jetzt wird die Wiederherstellung natürlicher Wasserstände in den Mooren durch die zunehmende Trockenheit konterkariert." Bei all dem gehe es nicht nur um die Alpen-Smaragdlibelle. Sie stehe vielmehr stellvertretend für viele Tier- und Pflanzenarten, die an der Klimakrise leiden.

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