Süddeutsche Zeitung

Mitten in Bayern:Brandgefahr auf Friedhöfen steigt

Lesezeit: 1 min

Weil zwischen den Gräbern immer öfter Lücken klaffen, die niemand mehr gießt, steigt auf Bayerns Gottesäckern das Risiko von Bränden. Davor warnt jedenfalls ein Verband.

Glosse von Matthias Köpf

Wenn eine oder einer erst einmal am Friedhof liegt, dann ist der gefährlichste Teil des Lebens vermutlich vorbei. Andererseits dämmert just dort, wo vermeintlich Ruhe und Frieden herrschen, gerade eine ganz neue Gefahr herauf. Davor hat jetzt zumindest ein Vertreter des Verbands der Friedhofsverwalter Deutschlands gewarnt. Eines Verbands übrigens, der in einer Stadt namens Aschersleben ansässig ist, vermutlich wegen des anhaltenden Trends zur Feuerbestattung. Und genau dieser Trend ist es ja auch, der die Unsicherheit auf den Friedhöfen vergrößert. Die Sache ist also gefährlich. Brandgefährlich sogar.

Frei nach dem Friedhofsverwalterverbandsvertreter lässt sich das alles ungefähr so erklären: Mit dem Trend zur Feuerbestattung werden die Überreste der Verblichenen platzsparend und pflegeleicht in Urnenwänden verstaut, weshalb in den Reihen der Erdgräber immer größere Lücken klaffen. Und zu den Lücken kommt natürlich erst recht kein Hinterbliebener mehr zum Blumengießen. Wenn es dann mal eine Weile trocken ist, so geht die Gefahr zwar klar von den besser besuchten Grabstätten aus, springt dann aber auf diese versteppten Flächen über. Also bitte: gießen gern, aber Vorsicht mit den Grabkerzen!

Die Gefahr beschränkt sich freilich nicht auf herkömmlich parzellierte Friedhöfe. Speziell auf Waldfriedhöfen oder in Friedhofswäldern kann so ein Feuer sogar zum Waldbrand werden. Darauf hat zuletzt etwa die Stadt Würzburg hingewiesen, deren Friedhofsverwaltung rund um bestimmte Bestattungsbäume am örtlichen Waldfriedhof immer wieder auf angesengtes Laub gestoßen war. Angesichts dessen verweist die Stadt auf "§ 23 Abs. 2 Buchst. d) der Friedhofssatzung", wonach auf jenen Naturgräbern "insbesondere Kerzen nicht erlaubt" seien und droht schlimmstenfalls mit einem Strafverfahren.

Die Marktgemeinde Altdorf bei Landshut, in der es offenbar "bereits mehrmals zu Kleinbränden bei Grabstätten gekommen ist", hat schon vor zwei Jahren darauf hingewiesen, dass in der Sommerhitze nicht nur das Wachs brennender Kerzen schmelzen könne, sondern auch die Plastikhülle, weshalb wiederum ein Flächenbrand durch auslaufendes Wachs drohe.

Den Toten kann es egal sein. Ihnen leuchte das ewige Licht ganz unabhängig vom konkreten Leuchtmittel. Und vorübergehend leuchtet ja auch eine schnöde Diode.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.6016036
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.