Süddeutsche Zeitung

Nachruf auf Josef Göppel:Der grüne CSUler

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Josef Göppel war bekennender Katholik und gleichzeitig der wohl bedeutendste Umweltpolitiker, den die CSU bisher in ihren Reihen hatte. Nun ist er im Alter von 71 Jahren gestorben.

Von Christian Sebald, Herrieden

Josef Göppel ist oft gefragt worden, warum er immer noch in der CSU ist. Darauf hat der langjährige Bundestagsabgeordnete und Förster aus dem mittelfränkischen Herrieden stets geantwortet, wegen des C, des Christlichen im Namen der Partei.

Göppel war zeit seines Lebens bekennender Katholik. Der christliche Schöpfungsgedanke war es, der ihn 1970 - Göppel war damals 20 Jahre alt - in die CSU eintreten ließ. Und es war eben dieser Schöpfungsgedanke, der ihn zum wohl profiliertesten Umweltpolitiker werden ließ, den die CSU bisher in ihren Reihen hatte. Als Umweltpolitiker ist Göppel so oft über Kreuz geraten mit der Union, dass sich mancher in der CSU gewünscht hat, Göppel würde die Partei endlich verlassen.

Leben und wirtschaften im Einklang mit der Natur, das war das politische Grundanliegen von Josef Göppel. Er lehnte die Atomkraft ab und war für ein Tempolimit auf den Autobahnen. Er war gegen die Gentechnik in der Landwirtschaft und für die Energiewende. Er unterstützte die Volksbegehren gegen den Flächenfraß in Bayern und für den Erhalt der Artenvielfalt.

Von 1991 bis 2017 war Göppel Vorsitzender des Arbeitskreises Umweltsicherung und Landesentwicklung der CSU. 2001, damals war er noch Landtagsabgeordneter, hat er das erste Umweltprogramm seiner Partei geprägt. Als er ein Jahr später in den Bundestag gewechselt war, wirkte er am Erneuerbare-Energien-Gesetz mit.

Auch nach seiner Zeit als Bundestagsabgeordneter blieb er kämpferisch. 2018 beteiligte sich Göppel an der erfolgreichen Klage gegen das mangelhafte Klimaschutzgesetz der Bundesregierung vor dem Bundesverfassungsgericht. In den letzten Jahren engagierte er sich als Energiebeauftragter des Bundesentwicklungsministeriums für Afrika.

Josef Göppel ist immer wieder das "grüne Gewissen der Union" genannt worden. Er selbst hat seine Rolle sehr viel ambivalenter eingeschätzt. "Es ist schon die Gefahr, als Feigenblatt missbraucht zu werden", hat er einmal rückblickend gesagt. Doch er blieb unbeirrbar. 27 Mal, so hat er es sich von der Bundestagsverwaltung bestätigen lassen, hat er im Berliner Parlament gegen Gesetzesvorhaben der Bundesregierung gestimmt. Und so manches Mal unterstützte er Initiativen der Grünen, etwa wenn diese gegen den Anbau von gentechnisch verändertem Mais mobilmachten.

Am Mittwoch ist Josef Göppel im Alter von 71 Jahren gestorben. Er hinterlässt seine Frau Rosalinde und vier erwachsene Töchter.

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