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Altenheime in Bayern:Wer bezahlt die Corona-Tests?

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Das Ende des Aufnahmestopps in Alten- und Pflegeheimen fällt in eine Hängepartie bei der Frage, wer die präventiven Tests finanzieren soll.

Von Viktoria Spinrad, München

Eigentlich hätte Sebastian Schaller an diesem Montag endlich wieder Bewohner in den Pflegeheimen des Bayerischen Roten Kreuzes im oberpfälzischen Landkreis Amberg-Sulzbach aufnehmen können. Doch wie vielerorts hält man sich noch zurück. Zum einen sind die Handlungsempfehlungen des Gesundheitsministeriums für ein Schutzkonzept erst am vergangenen Freitag rausgegangen - "wir wollen nicht schnell, schnell machen", sagt der Kreisgeschäftsführer. Zum anderen ist da die Frage nach den Covid-19-Tests. Wenn nun neue Bewohner in die Heime ziehen, sollten diese getestet werden, auch, wenn sie keine Symptome haben. Doch wer soll das bezahlen?

Das Ende des Aufnahmestopps in den Alten- und Pflegeheimen fällt mitten in eine Hängepartie bei der Frage, wer die präventiven Tests finanzieren soll. Dass die Corona-Tests deutlich ausgeweitet werden, hatten sowohl Ministerpräsident Markus Söder (CSU) als auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) angekündigt. Die Kosten dafür sollen die Krankenkassen tragen. Doch die pochen nun darauf, dass der Staat die Kosten mitträgt.

Und nun? Fragen sich die Einrichtungen und ihre Träger, wie sie auf dieser Basis überhaupt wieder ihre Türen für neue oder alte Bewohner öffnen können, ohne diese und die Mitarbeiter zu gefährden. "Nur im Verdachtsfall zu testen, greift zu kurz", sagt Daniel Wagner, Pressesprecher der bayerischen Diakonie, die abschließende Lösung stehe noch aus. Ähnlich sieht es Klaus Lerch vom Paritätischen Wohlfahrtsverband: Bevor eine klare Verordnung für eine Finanzierung durch die Krankenkassen vorliege, "kann man eine Aufnahme nicht empfehlen". Zumal die Einrichtungen, die die Tests für die Mitarbeiter in den vergangenen Wochen teils aus eigener Tasche bezahlt haben, "ohnehin schon finanziell belastet" seien.

Neben der Finanzierungsfrage kommen nun einige logistische Herausforderung auf die Heime zu. Das Gesundheitsministerium empfiehlt den Einrichtungen unter anderem, Räume als Quarantänezimmer vorzuhalten und neue Bewohner zwei Wochen vor Einzug aufzufordern, ihr Haus vor dem Einzug ins Heim nur noch aus triftigen Gründen zu verlassen. Auch das ist nun ein Grund, weshalb viele Pflegeheime auf das Ende des Aufnahmestopps zurückhaltend reagieren - "das kam etwas kurzfristig", sagt Lerch vom Paritätischen Wohlfahrtsverband.

Im Gesundheitsministerium ist am Montag zum weiteren Vorgehen noch nichts Konkreteres zu erfahren. Über die Reihentestungen bei betroffenen Einrichtungen hinaus könnten Träger von Alten- und Pflegeheimen "übrigens regelmäßige Tests in eigener Verantwortung durchführen". Möglicherweise ist ein Ende der Hängepartie für die Einrichtungen und Pflegebedürftigen in Sicht: Am Dienstag soll im Kabinett über ein entsprechendes Konzept beraten werden.

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Quelle:
SZ vom 26.05.2020
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