Süddeutsche Zeitung

AfD in Bayern:Wahlkampf aus der Bruchbude

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Der AfD-Parteitag bremst den geplanten Umzug der Zentrale vom Münchner Umland nach Greding aus. Eine Watschn für Landeschef Stephan Protschka?

Kolumne von Johann Osel

Natürlich geht es in Greding um: die Causa Greding. Die AfD hielt am Samstag ihren Parteitag wie gewohnt in einer Halle in der mittelfränkischen Stadt ab. Und eben dorthin sollte (intern höchst umstritten) auch die Parteizentrale umziehen. Derzeit unterhält die AfD ihre Landesgeschäftsstelle im Kreis München. Via Brief hatte im Sommer der vom völkischen "Flügel" dominierte Vorstand unter Führung von Stephan Protschka die Mitglieder informiert: Das Budget 2022 weise "eine massive Unterdeckung" auf. Der Umzug solle "schnellstmöglich" Geld sparen, in Greding miete man eh schon ein Lager für Plakate an.

Ein Sitz fernab der Landeshauptstadt? Das empörte damals vor allem Mitglieder in Oberbayern. Eskaliert war der Streit, als er am Arbeitsgericht landete. Der Betriebsrat - ja den gibt es - klagte auf Stopp des Umzugs und vermutete den Richtungsstreit in der AfD hinter der Maßnahme. Die Mitarbeiter sollen damit rausgeekelt werden, hieß es, und durch Flügel-Leute ersetzt werden. Das Gericht erlaubte den Umzug, bat aber, sich vielleicht doch noch zusammenzuraufen. Wozu man in der AfD selten neigt.

Nun in Greding wurde über einen Antrag des AfD-Bezirks Oberbayern entschieden: gegen den Umzug und mit dem Angebot, für die bisherigen Räume gegen Mitnutzung mit zu bezahlen. Zunächst löste aber der Bericht des Schatzmeisters Rainer Groß Irritationen aus. Er sagte, die Partei sei "nicht auf Rosen gebettet", die Klage gegen die Beobachtung durch den Verfassungsschutz zum Beispiel "sprengt" das Budget. Der Umzug sei zur "Restrukturierung" sinnvoll, aber nicht akut zwingend. Und für etwaige politische Motive dahinter lasse er sich "nicht verhauen". Letzteres machten dann die Mitglieder nahezu, es wurde hitzig.

Der Vorstand versuchte, den bisherigen Standort mieszumachen, im Industriegebiet über einem China-Restaurant, "schaut scheiße aus", sagte Protschka. Mit einem starken Abschneiden bei der Landtagswahl könne man sich direkt in München "was Vernünftiges" leisten. Andere rügten das eigenmächtige Vorgehen der Führung, sagten, dass das Lager in Greding noch viel mehr eine "Bruchbude" sei - und dass sogar die bayerische Piratenpartei in München sitze.

Das Ende? Ein knappes Votum des Mitgliederparteitags für den Antrag - gegen den Umzug also. Während manche gleich von einer "Watschn" für Protschka reden, sagt der auf Nachfrage: Parteitagsbeschlüsse werden "selbstverständlich umgesetzt".

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