Süddeutsche Zeitung

Bayerischer Genossenschaftsverband:Götzl lässt Amt wegen Untreue-Ermittlungen ruhen

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Von Ralf Scharnitzky, München

Die Ermittlungen in der Abrechnungsaffäre um den Präsidenten des Genossenschaftsverbandes Bayern (GVB), Stephan Götzl, werden sich längere Zeit hinziehen. Es sei "nach den Erfahrungswerten und bei aller Vorsicht" davon auszugehen, dass die Untersuchungen eher Monate als Wochen in Anspruch nehmen werden, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft am Mittwoch in München.

Die Behörde hatte am Dienstag vergangener Woche Büros in der GVB-Zentrale im Münchner Stadtteil Schwabing durchsucht und Beweismaterial sichergestellt. In welchem Umfang wollte der Sprecher allerdings nicht sagen.

Warum gegen Götzl ermittelt wird

Gegen den 55-jährigen Götzl, der sein Amt seit Dienstagabend ruhen lässt, wird wegen des Verdachts der Untreue ermittelt. Er soll, so die Staatsanwaltschaft, "unberechtigt privat veranlasste Aufwendungen" beim GVB abgerechnet haben. Dabei soll es um Reisen und Feiern gehen. In welcher Höhe und in welchem Zeitraum die Abrechnungen getätigt wurden, ist noch nicht bekannt.

Nach einer bis in die Abendstunden des Dienstags dauernden Sitzung des Verbandsrates hatte deren Vorsitzender Konrad Irtel erklärt, der Verband werde die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen vollumfänglich unterstützen und dazu beitragen, die Vorwürfe aufzuklären. Dazu seien bereits Maßnahmen eingeleitet worden.

Warum der Verband eine unabhängige Anwaltskanzlei einschaltete

So wurde eine unabhängige Anwaltskanzlei mit der Aufarbeitung der Sachverhalte beauftragt. Deren Aufgabe dürfte es unter anderem sein, das Abrechnungssystem innerhalb des GVB unter die Lupe zu nehmen. Von Verbandsseite hieß es am Mittwoch: "Wir wollen die Ermittlungen inhaltlich nicht kommentieren."

Diplom-Kaufmann Götzl, der auch schon Staatssekretär in Rheinland-Pfalz und Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft war, gilt als kantiger Funktionär. Durch sein Auftreten hat er sich bei Mitarbeitern wie auch bei Verbandsmitgliedern nicht nur Freunde gemacht. Der Oberpfälzer, der den Verband seit 2005 leitete, vertritt knapp 1300 genossenschaftliche Unternehmen, darunter 281 Banken, mit 2,9 Millionen Mitgliedern und einem Jahresumsatz von 12,2 Milliarden Euro.

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SZ vom 28.05.2015 / rsy
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