Süddeutsche Zeitung

Augsburg:Schottdorf soll viereinhalb Jahre in Haft

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Von Stefan Mayr, Augsburg

Im Betrugsprozess gegen den Augsburger Laborunternehmer Bernd Schottdorf und seine jüngst von ihm geschiedene Frau Gabriele hat die Staatsanwaltschaft Augsburg am Montag drastische Strafen beantragt: Für beide Angeklagte forderte die Anklägerin eine Haftstrafe von viereinhalb Jahren. Zudem soll das Unternehmen Syscomp GmbH 15,8 Millionen Euro Bußgeld zahlen. Die Verteidiger ihrerseits plädierten auf Freispruch.

Der umstrittene Labor-Mogul mit CSU-Parteibuch muss sich seit September vor dem Landgericht Augsburg verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft den Schottdorfs vor, sich um 12,8 Millionen Euro auf Kosten der gesetzlichen Krankenversicherungen unrechtmäßig bereichert zu haben. Als Geschäftsführer ihrer Firma sollen sie zwischen 2004 und 2007 Laborleistungen in Höhe von 78,9 Millionen Euro abgerechnet haben, obwohl sie dazu nicht berechtigt gewesen seien.

Das Ehepaar soll Außenlabore in Bochum, Hamburg, Mainz, Ritschenhausen (Thüringen) und Stollberg (Sachsen) betrieben haben, um eine gesetzliche Honorardeckelung für Großlabore zu umgehen. Hierfür seien die Ärzte in den Außenstellen auf dem Papier als selbständige Unternehmer aufgetreten, obwohl sie de facto bei der Syscomp GmbH abhängig angestellt gewesen seien.

Das Urteil wird am Mittwoch gesprochen

Staatsanwältin Simone Bader sprach in ihrem Plädoyer von gewerbsmäßigem Betrug in 124 Fällen und zeichnete das Bild eines straff durchorganisierten Konzerns, in dem alle wichtigen Entscheidungen stets in der Augsburger Zentrale fielen. Gehaltserhöhungen, Abmahnungen, Kündigungen - all das habe nicht der vermeintlich selbständige Leiter des Außenlabors vollzogen, sondern Syscomp-Chefin Gabriele Schottdorf.

Diese habe sogar Zugriff auf das Konto der Laborchefs gehabt. "Wo gibt es denn so was", fragte die Staatsanwältin, "dass der Dienstleister über das Geschäftskonto eines Selbständigen verfügen kann?" Die Verteidiger betonten dagegen, die Laborärzte seien sehr wohl frei in ihren Entscheidungen gewesen und hätten auch ein unternehmerisches Risiko getragen.

Vor den Plädoyers hatte die Vorsitzende Richterin die persönlichen Verhältnisse der Angeklagten abgeklärt. Die Frage nach seinen Finanzen beantwortete Bernd Schottdorf, der ein Schloss bewohnt und angeblich ein Milliardenvermögen hat, so: "Geordnet." Da musste sogar auf der Richterbank so manches Lächeln entschlossen weggebissen werden. Das Urteil fällt am Mittwoch.

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SZ vom 12.01.2016
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