Süddeutsche Zeitung

Architektouren 2017:Leistungsschau der Architekten in Bayern

Erkunden, was sonst verborgen bleibt: Zu den Architektouren öffnen Bauherren Häuser, Büros und öffentliche Einrichtungen. Unsere Tipps.

Von Hans Kratzer und Verena Wolff

Die Architektouren sind eine Leistungsschau der bayerischen Architektur. Deshalb sind an diesem Samstag und am Sonntag quer über das Land 221 ausgewählte Projekte zu besichtigen. Die Bauten haben durchweg Vorbildcharakter. Dies erscheint umso wichtiger, als die aktuelle Bau- und Siedlungstätigkeit in Bayern zunehmend Unbehagen auslöst. Auf der einen Seite genießen die Bauherren eine Gestaltungsfreiheit wie noch nie, auf der anderen Seite führt diese Freiheit zu einem baulichen Kraut-und-Rüben-Verhau. "Wir bauen mitten ins Land Kraftwerke, Silos, riesige Hallen aus Stahl und Blech statt anheimelnder hölzerner Scheunen, schablonige Mietskasernen neben einfallslosen Einfamilienhäuschen, alles funktional, kühl und glatt, meist aber auch einfach hässlich, nicht selten unsäglich." Das sagte vor wenigen Tagen Albert Scharf, der ehemalige Intendant des Bayerischen Rundfunks, in einer Rede vor Historikern. Dass selbst Scheunen und Stadel einst Zeugnisse alter Handwerkskunst waren, ist fast vergessen. "Uns ist beim Bauen das natürliche Stilempfinden abhanden gekommen", beklagte Scharf. Was: Die Eingangshalle des Max-Planck-Instituts für die Physik des Lichts in Erlangen, geplant von den Architekten Aslan Tschaidse und Rüdiger Fritsch. Wo: Staudtstraße 2, 91058 Erlangen Wann: 24. Juni 2017, 11 Uhr und 12 Uhr

Trotzdem zeigen gerade die Architektouren, dass es nach wie vor auch vorbildliche Baukultur gibt. Architektonische Lösungen, denen man wünschen möchte, dass sie noch mehr Impulse ins Land abstrahlen. Es gibt vorzügliche Architektur jenseits des schrillen Wildwuchses in den Siedlungen, inklusive virtuoser Lösungen für Barrierefreiheit und Energieeffizienz, getreu dem diesjährigen Motto "Architektur schafft Lebensqualität". "Die Besichtigungstermine bieten eine einmalige Gelegenheit, mit Architekten sowie mit Bauherren und Nutzern vor Ort ins Gespräch zu kommen", sagt Christine Degenhart, Präsidentin der Bayerischen Architektenkammer. Alle vorgestellten Bauten wurden in den vergangenen drei Jahren fertiggestellt. Was: Das Hofer Sonnenhaus, ein "Greenbuilding", das Multifunktionsgebäude mit Büro, Ausstellung, Workshop und Wohnhaus ist. Wo: Heiligengrabstraße 13-15, 95028 Hof Wann: 25. Juni 2017, 14 Uhr (Treffpunkt: vor dem Sonnenhaus-Büro)

Oberbayern

Schatzlhof, Hohenschäftlarn

Was: Die Kehrbaum-Architekten haben hier Reihenhäuser neu entwickelt - die zwar modern aussehen, aber den ortstypischen lang gestreckten Bauernhäusern doch irgendwie ähnlich sind. Wo: Starnberger Straße 122, 82069 Hohenschäftlarn, Ortsteil Neufahrn Wann: 24. Juni 2017, 11 - 13 Uhr (beschränkte Besucherzahl; um Anmeldung unter info@kehrbaum.ag wird gebeten)

Oberbayern

Aiterbach

Was: Das Büro der KPT Architekten hat in Aiterbach ein neues Wohnhaus mit 155 Quadratmetern Wohnfläche gebaut - modern, luftig und aus Infraleichtbeton. Wo: Atterstraße 11, 85391 Aiterbach Wann: 25. Juni 2017, 14 - 16 Uhr

Niederbayern

Passau

Was: Ein hochwassersicherer Ersatz-Neubau des Kindergartens St. Stephan in Passau in bauhistorischem Altstadtumfeld - aus der Feder des Architekten Walter Schwetz. Wo: Schustergasse 16, 94032 Passau Wann: 25. Juni 2017, 14 - 16 Uhr

Niederbayern

Grafenau

Was: Die Stadt Grafenau hat bei den Landschaftsarchitekten mit dem schönen Namen Bauchplan diesen Platz in Auftrag gegeben. "campus grafenau - placemaking im silicon forest" nennen die Macher dieses "innerstädtische Freiraumangebot für Hochschule und Öffentlichkeit". Wo: Hauptstraße 3, 94481 Grafenau Wann: 25. Juni 2017, 12.30 Uhr und 14 Uhr

Oberpfalz

Regensburg

Was: "Alt und Neu zum Winkelhof" heißt dieses Ensemble in Regensburg. Ein altes Siedlungshaus hat einen modernen Anbau bekommen - Johannes Berschneider und Gudrun Berschneider haben sich sowohl um das äußere Erscheinungsbild als auch um die Innenarchitektur gekümmert. Wo: Von-Richthofen-Straße 30, 93051 Regensburg Wann: 25. Juni 2017, 11 Uhr (nur mit Voranmeldung unter 09181-47740, maximal 50 Personen)

Oberpfalz

Falkenberg

Was: "Intarsien im Stein" heißt diese Revitalisierung der Burganlage Falkenberg der Architekten Peter und Christian Brückner mit Museum, Hotel, Tagungs- und Konferenzzentrum. Wo: Burg 1, 95685 Falkenberg Wann: 25. Juni 2017, 10 - 11 Uhr, Treffpunkt: Konferenzzentrum (Parkplatz)

Mittelfranken

Nürnberg

Was: Und gleich noch eine Revitalisierung - diesmal die eines typischen Bankhauses aus den 1950er-Jahren zum Bayerischen Heimatministerium. Mitten in der Nürnberger Innenstadt. Gezeichnet und geplant von Gerhard Wirth. Wo: Bankgasse 9, 90402 Nürnberg Wann: 25. Juni 2017, 12 - 13 Uhr und 15 - 16 Uhr

Mittelfranken

Erlangen

Was: Eine Hallenkirche aus dem Jahr 1734, in der Nähe der Erlanger Universität und des Schlossgartens. Das Gestaltungskonzept von Architekt Hans Peter Haid bewahrt die historisch wertvollen Elemente und ergänzt sie mit einer modernen Architektursprache. Wo: Bohlenplatz 1, 91054 Erlangen Wann: 25. Juni 2017, 11 Uhr und 13 Uhr, Treffpunkt: Haupteingang

Oberfranken

Betzenstein

Was: Dieser Ort braucht offenbar viele Punkte - Refugium.Betzenstein Bio.Design.Ferienwohnungen heißt das Gebäude im Naturpark Fränkische Schweiz. Ein Passivhaus, gestaltet vom Büro Bucher Hüttinger. Wo: Metzenbühlstraße 6, 91282 Betzenstein Wann: 25. Juni 2017, 14 bis 16 Uhr (Bitte im Ort parken, am Grundstück gibt es keine Parkplätze)

Mittelfranken

Bamberg

Was: Ein Stadthaus im Unesco-Welterbe mitten in der Bamberger City. Das denkmalgeschützte Rokokohaus hat Architekt Franz Ullrich saniert und zu einem Wohn- und Bürohaus umgebaut. Wo: Schillerplatz 10, 96047 Bamberg Wann: 24. Juni 2017, 12 - 14 Uhr, um 13 Uhr gibt es eine Führung

Unterfranken

Miltenberg

Was: Eigentlich ein schnöder Hochwasserschutz. Doch die Mainlände hübschten die Architekten Hartmut Holl und Thomas Wieden auf 1,5 Kilometern Länge gehörig auf und schafften einen Erlebnisbereich am Main. Wo: Mainstraße, 63897 Miltenberg Wann: 24. Juni 2017, 18 Uhr (Treffpunkt: Mainstraße 23)

Unterfranken

Nordheim am Main

Was: Die Schweinfurter Architekten Stefan Schlicht und Christoph Lamprecht haben das Weingut Michael Büttner in Nordheim am Main erweitert. Wie ein Puzzlestück füge sich die Vinothek mitsamt Probierstube und Lager nun in den dörflichen Kontext ein, meinen sie. Wo: Zehnthofstraße 11, 97334 Nordheim am Main Wann: 25. Juni 2017, 15 - 17 Uhr

Schwaben

Augsburg

Was: "Neues Wohnen in der Altstadt" heißt dieses Projekt des Starnberger Architekten Albert Blaumoser. Früher war das übrigens eine Brauerei. Wo: Kapuzinergasse 13+15, 86150 Augsburg Wann: 24. Juni 2017, 14 Uhr (Treffpunkt: Kapuzinergasse 13)

Schwaben

Diedorf

Was: Eine Öko-Schule im Landkreis Augsburg - das ist der Neubau des Schmuttertal-Gymnasium des österreichischen Architekturbüros Hermann Kaufmann. In Holzbauweise, im Plusenergiestandard und mit neuem pädagogischen Konzept. Wo: Schmetterlingsplatz 1, 86420 Diedorf Wann: 24. Juni 2017, 15 Uhr

Wer weitere Projekte in der sucht, findet hier den Online-Katalog, das Booklet zu den Architektouren kann online bestellt werden. Was: Die Fassadenplanung für den Erweiterungsbau des Staatsarchivs in Augsburg, den die Architekten Stefan und Hans Schrammel als fensterlosen Kubus mit einer Metallkassettenfassade entwarfen. Wo: Salomon-Idler-Straße 2, 86159 Augsburg Wann: 24. Juni 2017, 10 Uhr und 11 Uhr

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.3557282
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ.de
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.