Süddeutsche Zeitung

Verkehrssicherheit:Werben mit  Schwänen und Käfern

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Der Deutsche Verkehrssicherheitsrat macht seit 50 Jahren Kampagnen, um auf die Gefahren im Straßenverkehr hinzuweisen. Die Arbeit ist heute wichtiger denn je.

Von Marco Völklein

3270 Menschen kamen im vergangenen Jahr auf deutschen Straßen ums Leben. Das zeigen vorläufige Zahlen des Statistischen Bundesamts. Außerdem wurden fast 68 000 Personen schwer, weitere 328 000 leicht verletzt. Damit ist Deutschland noch weit entfernt von der "Vision Zero" - dem Ziel, keine Verkehrstoten und Schwerverletzten mehr bedauern zu müssen, so wie es der Deutsche Verkehrssicherheitsrat (DVR) propagiert. Um die Vision dennoch Wirklichkeit werden zu lassen, setzt der DVR unter anderem auf Aufklärungsprogramme, und das schon seit 50 Jahren. Gegründet wurde der Verein 1969, damals lag die Zahl der Verkehrstoten bei 20 000, die der Verletzten betrug 578 000.

Mit Schwänen, die zu mehr Gelassenheit aufforderten, oder Marienkäfern, die auf das Rechtsfahrgebot auf Autobahnen hinwiesen, versuchte der DVR, die Verkehrsteilnehmer für Gefahren zu sensibilisieren. Die Frage ist nur: Zeigen solche Kampagnen mit Plakaten und - neuerdings - Internetfilmchen auch Wirkung? Christoph Klimmt, Professor an der Hochschule für Musik, Theater und Medien in Hannover, hat da Zweifel: Autofahren sei eine "Gewohnheitstätigkeit", sagt der Wissenschaftler. Ein paar Mahnungen am Straßenrand könnten das Verhalten kaum von heute auf morgen umkrempeln. Zumal die Botschaften, die meist an die Verantwortung der Fahrer appellieren, gerade bei Fahranfängern kaum als "cool" gelten würden. Eine direkte Wirkung der Kampagnen sei mithin kaum feststellbar.

Und dennoch plädiert er dafür, die Programme fortzusetzen. Es sei wichtig, das Thema Verkehrssicherheit in der Öffentlichkeit zu platzieren - zumal sich ja auch immer wieder neue Themenfelder auftun. So ging es zuletzt verstärkt um Ablenkung am Steuer, etwa durch Handys und Smartphones. Ein Problem, an das vor 50 Jahren sicher kaum jemand dachte.

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Quelle:
SZ vom 15.06.2019
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