Süddeutsche Zeitung

Verkehrssicherheit:Mehr Platz für Radler

Jeden Tag stirbt in Deutschland ein Radfahrer. Daran ändert sich seit Jahren nichts - obwohl die Zahl der Unfallopfer im Straßenverkehr ingesamt sinkt. Die Lösung wäre aber nicht eine Helmpflicht, sondern mehr sicherer Raum für Radfahrer.

Von Jan Bielicki

Zehn Menschen sind an jedem Tag des Jahres 2012 bei Verkehrsunfällen auf Deutschlands Straßen umgekommen. Das ist zwar eine Schreckensbilanz, doch bei allem notwendigen Mitgefühl für jedes einzelne Opfer spiegelt diese Zahl vor allem einen sehr positiven Trend. So wenige Verkehrstote gab es in den vergangenen 60 Jahren noch nie, die Opferzahlen sind auf ein bloßes Fünftel der Horrorwerte von 1970 geschrumpft.

Es gibt viele Gründe für diese Entwicklung. Die Autos sind seither sicherer geworden, die Straßen verkehrsgerechter und die Regeln strenger. Das ist gut - und könnte doch noch besser sein: In den Niederlanden etwa sterben, gemessen an der Einwohnerzahl, noch einmal deutlich weniger Menschen auf den Straßen als hierzulande. Das muss ein Vorbild sein.

So starben 2012 im deutschen Verkehr 406 Radfahrer. An jedem Tag im Schnitt einer also; und die Zahl bewegt sich seit Jahren in dieser Größenordnung. Dass sie nicht sinkt, liegt jedoch weniger an den Radfahrern selbst. Geraten ein Fahrrad und ein Pkw aneinander, ist in drei Viertel dieser Unfälle der Autofahrer schuld daran.

Ein Helm könnte zwar manches Leben retten, eine Helmpflicht aber würde viele Verkehrsteilnehmer davon abhalten, aufs Rad zu steigen. Die Verkehrspolitik setzt aber völlig zu Recht darauf, dass mehr Leute Rad fahren. Dafür aber muss sie für Radler mehr - und sichereren - Platz auf den Straßen schaffen.

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Quelle:
SZ vom 11.07.2013
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