Süddeutsche Zeitung

Lieferprobleme bei der Deutschen Bahn:Auch Regionalzüge kommen zu spät

Lesezeit: 1 min

Erst trifft es die ICE-Züge, jetzt droht auch noch der Liefertermin für Regionalzüge zu platzen. Wieder hat das Eisenbahn-Bundesamt etwas zu beanstanden - und bringt die Deutsche Bahn damit zusätzlich in Bedrängnis.

Thomas Öchsner

Die Deutsche Bahn hat schon wieder Ärger mit einem Zug-Lieferanten - und der mit dem Eisenbahn-Bundesamt (EBA). Erst ließ Siemens den Liefertermin für acht neue ICE-Züge platzen, die die Bahn im Weihnachtsverkehr dringend gebraucht hätte. Jetzt darf Bombardier womöglich 22 neue Regionalzüge vom Typ "Talent 2 " nicht pünktlich ausliefern. Das bestätigte ein Sprecher des kanadischen Bahntechnik-Konzerns am Sonntag der Süddeutschen Zeitung. Die roten Züge sollten in Hessen zum Winterfahrplan am 9. Dezember zum Einsatz kommen.

295 dieser Regionalzüge im Wert von mehr als einer Milliarde Euro hat die Bahn fest bestellt. 119 fahren bereits - und das nach Angaben von Bombardier "sehr zuverlässig". Doch nun hat das EBA ein neues Problem gefunden. "Wir sind davon selbst überrascht worden. Das Eisenbahn-Bundesamt hat offenbar neue Fragestellungen", sagte der Konzernsprecher.

Worum es dabei im Detail geht, blieb zunächst unklar. Bombardier und das EBA wollen bereits Anfang der Woche über die Probleme reden. Bei dem Bahntechnikkonzern hofft man auf eine schnelle Lösung. Der Frust über das EBA ist jedenfalls groß: "Wir haben in Deutschland das langsamste und ineffizienteste Zulassungsverfahren in Europa", kritisierte der Konzernsprecher. Es müsse dringend effizienter werden. "Wir stehen hier in einem Nebel von Entscheidungen", sagte er.

Softwarefehler verursacht Brems-Probleme

Etwas klarer scheint dagegen zu sein, was genau die Lieferprobleme des Siemens-Konzerns verursacht hat. Diese gehen auf Softwarefehler für die Steuerung der Bremsen zurück. Das berichtet der Spiegel. Demnach irrt das Kommando zum Anhalten des ICE-Zugs etwa eine Sekunde lang durch den Rechner, dann wird es ausgeführt - mit gravierenden Folgen: Bremst der Zug bei Tempo 250 voll ab, kommt er erst 70 Meter später zum Stehen. Trotzdem habe Siemens die Zulassung des ICE 3 angestrebt, schreibt das Magazin. Doch dann habe sich ein Gutachter quergelegt und das EBA eine Freigabe abgelehnt.

Noch offen ist, wie lange der Konzern benötigt, um das Problem zu lösen. Der Zughersteller versucht schon länger, die Software des neuen ICE in den Griff zu bekommen. Diese muss mit verschiedenen Signalsystemen zurechtkommen, da der Zug auch in anderen Länder Europas auf der Schiene ist. Die acht neuen ICE 3 kann die Bahn nicht wie geplant von Dezember an einsetzen. Im Weihnachtsverkehr wird es deshalb weniger Sonderzüge geben.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.1532623
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 26.11.2012
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.