Süddeutsche Zeitung

Studie zu Verkehrssicherheit:Wie Lastwagen für Fußgänger zur tödlichen Gefahr werden

Lesezeit: 1 min

Von Christina Kunkel

Meldungen wie "Lastwagen erfasst Radfahrer beim Abbiegen" gehören zum traurigen Alltag auf deutschen Straßen. Immer lauter werden deshalb die Forderungen, alle Lkws sofort mit einem Abbiege-Assistenzsystem auszustatten, das derartige Unfälle verhindern könnte. Neben den Radlern sind auch Fußgänger extrem gefährdet. Laut einer aktuellen Untersuchung der Unfallforschung der Versicherer (UDV) endet der Zusammenstoß mit einem Lkw für Fußgänger genauso oft tödlich wie für Radler. 54 Fußgänger und 52 Radfahrer starben 2018 bei einem Unfall mit einem Fahrzeug über 3,5 Tonnen.

Radfahrer werden typischerweise beim Abbiegen des Lastwagens übersehen. Fußgänger dagegen kollidieren oft mit der Front des Lkws. Die Unfallforscher des UDV stellten bei ihren Auswertungen fest, dass für Fußgänger vor allem das überraschende Wiederanfahren des Lkw gefährlich ist - beispielsweise im Stop-and-go-Verkehr oder bei Müllfahrzeugen. Unfallopfer sind häufig Senioren. Oft sehen die Fahrer zudem nicht, was direkt vor dem Lastwagen passiert, weil zum Beispiel Gardinen, Laptops oder Namensschilder ihnen die sowieso schon eingeschränkte Sicht versperren. Anders als beim Abbiegen gibt es aber bisher keinen technischen Assistenten, der diese Art von Unfällen sicher verhindert.

Doch was könnte die Sicherheit von Radfahrern und Fußängern verbessern? Um Abbiegeunfälle zu verhinden, sind derartige Assistenzsysteme von 2022 an von der EU für jeden neuen Lastwagen gesetzlich vorgeschrieben. Für Lkws, die bereits auf der Straße sind, gibt es jedoch keine Nachrüstpflicht. Um Fußgänger besser zu schützen, bräuchte es zudem Systeme, die verhindern, dass der Lastwagen überhaupt losfährt, wenn sich ein Mensch vor ihm befindet. Die Unfallforscher des UDV fordern deshalb, bereits vorhandene Notbremssysteme dahingehend zu optimieren. "Die Hersteller müssen das jetzt zügig dahinentwickeln. Der Bund ist aufgefordert, sich international für eine Verpflichtung einzusetzen", sagte UDV-Leiter Siegfried Brockmann bei der Vorstellung der Ergebnisse. Die Fehler in Bezug auf den verpflichtenden Einbau von Abbiegeassistenten, bei dem lange gezaudert worden sei, dürften sich nicht wiederholen.

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