Süddeutsche Zeitung

Erlaubte Tricks:Volle Batterien, geschulte Fahrer

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Wie die Autoindustrie CO₂-Messergebnisse schönt, zeigt ein Prüfbericht der Kanzlei Freshfields für VW.

Von Klaus Ott und  Katja Riedel

Warmfahren

Unmittelbar und zwischen den Testläufen werden die Fahrzeuge circa 20 Minuten lang warmgefahren. Die Art und Weise, in der das bei VW geschehe, führe zu geringeren CO₂-Emissionen von bis zu vier Gramm pro Kilometer.

Bremsbeläge

Lenkbewegungen während des Warmfahrens führen dazu, dass sich die Bremsbeläge möglichst vollständig von den Bremsscheiben lösen. Das sei geeignet, "Störeinflüsse von den Bremsen zu beseitigen".

Reifen

VW verwendet Reifen, die vom Hersteller auf 50 Prozent der Profiltiefe reduziert werden. Den Vorschriften sei nicht zu entnehmen, dass die vorgegebene Spanne von 90 bis 50 Prozent der ursprünglichen Profiltiefe "nicht bis zur unteren Spanne genutzt werden darf".

Ausstattung

Die Testautos verfügen über keine zusätzliche Ausstattung, "die die Aerodynamik des Fahrzeugs negativ beeinflusst". Also keine Anhängerkupplung, keine Dach-Reling usw.

Wind

"Jede Windbeeinflussung der Testläufe beeinflusst die CO₂-Werte des Fahrzeugs negativ, da der Fahrwiderstand steigt. Daher führt die VW AG die Messung des Fahrwiderstands nur bei möglichst wenig Wind durch." Die betreffende Vorschrift sehe keine Mindest-Windgeschwindigkeiten vor.

Batterie

Die Batterie wird vor Beginn des Testverfahrens aufgeladen. Das hat zur Folge, dass während des Tests "weniger Energie für die Ladung der Batterie aufzuwenden ist, was einen reduzierten Emissionsausstoß und Kraftstoffverbrauch zur Folge haben kann".

Fahrer

VW weist die von ihr eingesetzten Fahrer an, "energetisch optimal" im Rahmen der Vorgaben zu fahren. "Konkret bedeutet dies, dass durch eine geschickte Fahrweise der Energiebedarf des Prüffahrzeugs niedrig gehalten wird." Die rechtliche Bewertung von Freshfields: VW könne die "Güte der von ihr eingesetzten Fahrer" nicht angelastet werden. Es gebe keine gesetzliche Vorschrift, wonach normale, durchschnittlich qualifizierte oder "im üblichen Straßenverkehr anzutreffende" Fahrer eingesetzt werden müssten.

Pauschaler Abschlag

Die Angaben von VW für den CO₂-Ausstoß können um bis zu vier Prozent niedriger ausfallen als die Mess-Ergebnisse. Das entspricht laut Freshfields den gesetzlichen Vorschriften. Diese forderten "gerade nicht, dass die Herstellerangabe mit Mess-Ergebnissen übereinstimmt", die vom Hersteller nach einem bestimmten Verfahren zu ermitteln wären.

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Quelle:
SZ vom 13.10.2016
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