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Autonomes Fahren:BMW will selbstfahrende Autos in München testen

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Hochautomatisiertes Fahren funktioniert bei vielen Herstellern schon erstaunlich gut - allerdings nur auf Autobahnen und autobahnähnlichen Straßen. Dort sind die Bedingungen günstig: Alle fahren in dieselbe Richtung und es gibt wenige Einflussfaktoren, die den Verkehr stören können. Komplizierter wird es auf Landstraßen und in Innenstädten: Hier gibt es enge Kurven, in zweiter Reihe parkende Autos, plötzlich auf die Straße rennende Fußgänger und zahllose unvorhersehbare Situationen mehr.

Autonomes Fahren in urbaner Umgebung ist also besonders schwer umzusetzen und muss deshalb intensiv getestet werden. BMW hat damit in Garching bereits begonnen. Doch dort ist das Verkehrsaufkommen überschaubar, Hektik bricht in dem Münchner Vorort, der nicht einmal 20 000 Einwohner hat, selten aus. Deshalb will der Autohersteller seine Tests 2017 auf die Münchner Innenstadt ausdehnen. Im Jahresverlauf sollen etwa 40 computergesteuerte Fahrzeuge an den Start gehen.

Menschen als Fahrlehrer

"Hinter jedem Steuer sitzt ein trainierter Testfahrer", der bei Bedarf eingreifen und das Auto per Hand lenken könne, sagt BMW-Manager Klaus Büttner. Hinter den Testwagen der Modelle 3er GT und 7er, die an der Aufschrift "Connected drive" zu erkennen sind, folge zur Sicherheit zudem in den meisten Fällen ein weiteres, von Menschen gesteuertes Fahrzeug. Später sollen auch in anderen Städten im In- und Ausland solche Testflotten den Betrieb aufnehmen. Details wollte Büttner dazu aber nicht nennen.

Die Computer trainieren bei den Testfahrten zum Beispiel, das Verhalten von Fußgängern richtig einzuschätzen. Wenn der Fußgänger den Fahrer anschaue, werde er das Auto wahrscheinlich vorbeifahren lassen. Aber wenn er auf sein Handy schaue, könnte es gefährlich werden. "Das müssen wird dem Computer jetzt beibringen", sagt Büttner. "Die Autos lernen nun Sonderfälle."

Mercedes fährt autonom durch Stuttgart, Uber durch Pittsburgh

BMW ist nicht der erste Autohersteller, der autonome Fahrzeuge in einer Großstadt auf die Straße schickt. Mercedes war bereits 2013 vollautonom durch einige süddeutsche Städte gefahren und ist derzeit in Stuttgart mit Testfahrzeugen unterwegs. Der Fahrdienstvermittler Uber setzt in der US-Stadt Pittsburgh eine Handvoll selbstfahrender Ford-Limousinen ein, um ausgewählte Fahrgäste zu transportieren. Hinter dem Steuer sitzt auch hier ein Fahrer, der den Computer überwacht, auf dem Beifahrersitz analysiert eine zweite Person das Verhalten der Technik. Der US-Internetkonzern Google und der italienisch-amerikanische Autobauer Fiat Chrysler wollen bald gemeinsam eine Flotte von 100 selbstfahrenden Minibussen auf die Straße bringen.

Bis die Technik weit genug entwickelt ist, wird es aber noch einige Jahre dauern. BMW will gemeinsam mit dem US-Chipriesen Intel und dem israelischen Kameratechnik-Spezialisten Mobileye 2021 selbstfahrende Autos auf die Straße bringen. Andere Autohersteller nennen ähnliche Zeitpunkte.

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