Süddeutsche Zeitung

100 Jahre Audi: Festakt in Ingolstadt:Eitel Sonnenschein

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Für einen Abend waren Absatzkrise und hässliche Machtkämpfe in der Automobilbranche vergessen: Im Kreise von Prominenten aus Politik, Wirtschaft und Kultur feiert Audi seinen runden Geburtstag.

Für einen Abend begruben die Streithähne von Volkswagen und Porsche das Kriegsbeil. Passend zum Wetter hieß die Devise während der großen Feier zum 100. Geburtstag von Audi in Ingolstadt am Donnerstag eitel Sonnenschein. Kein Schatten sollte durch das Machtgerangel der beiden Autokonzerne und ihrer Alphatiere auf die Feier fallen.

Zwar kamen alle relevanten Akteure - von VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch über Porsche-Aufsichtsratschef Wolfgang Porsche und Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) bis hin zu Porsche-Chef Wendelin Wiedeking - sie hielten sich aber zurück und gaben sich demonstrativ aufgeräumt. "Heute sind wir zum Feiern hier", betonte Wulff - und posierte in einem seltenen Bild der Eintracht scherzend mit seinem Kollegen Günther Oettinger aus Baden-Württemberg, der für die Selbstständigkeit von Porsche kämpft.

Der VW-Aufsichtsratschef und Porsche-Miteigner Ferdinand Piëch überließ die Bühne an diesem Abend Audi-Chef Rupert Stadler und schwieg zum Knatsch um Porsche. .

Und auch der angezählte Porsche-Chef Wiedeking versuchte sich ungeachtet von Rücktrittsgerüchten und Spekulationen über seine kurzfristige Absage ebenfalls in Feierlaune, schob aber dann doch eine kleine Spitze nach. "Ich bin glücklicher Vorstandschef und fühle mich in der Rolle pudelwohl", sagte der Porsche-Manager mit Blick auf die aktuelle Diskussion.

Zum runden Geburtstag bot der bayerische Automobilhersteller Audi Einiges auf: Showmaster Thomas Gottschalk führte die 1800 Gäste durch das Programm. Für den musikalischen Rahmen sorgte unter anderem der chinesische Star-Pianist Lang Lang, der auf einem Audi-Design-Flügel in die Tasten griff.

Während der Show gab es zahlreiche Schmuckstücke aus der Unternehmensgeschichte zu sehen - wie den Audi 225 Front Roadster aus dem Jahr 1935, aber auch Neuheiten wie den A5 Sportback.

Über Video wurden zahlreiche Grußbotschaften aus aller Welt eingespielt, darunter eine des US-Showmasters und bekennenden Audi-Fans Jay Leno.

Auch Kanzlerin Angela Merkel (CDU) war zum runden Geburtstag nach Ingolstadt gereist und war voll der lobenden Worte für das "Flaggschiff der deutschen Autoindustrie". "Ich habe für mein Kommen noch nicht einmal das Auto gewechselt", sagte sie in Anspielung auf ihren Dienstwagen. "Ich fahre jeden Tag Audi. Ich gratuliere also aus Überzeugung."

Unter den Festgästen waren auch Basketball-Star Dirk Nowitzki, Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge, Rennfahrer-Legende Walter Röhrl sowie die Industriellen-Familie Schaeffler.

Etwas abseits des Geschehens war die Belegschaft. Sie verfolgten die Show auf Videoleinwänden in den Werkshallen - doch Moderator Thomas Gottschalk stattete ihnen einen kurzen Besuch mit dem Fahrrad ab.

Autopionier August Horch hatte 1909 in Sachsen die Firma Audi gegründet, nachdem er die von ihm gegründeten Horchwerke nach Differenzen mit Vorstand und Aufsichtsrat verlassen hatte. Der Firmenname ist die lateinische Übersetzung seines Namens. Auf Druck der Sächsischen Staatsbank, die um ihr Geld fürchtete, schlossen sich 1932 Audi, die Horchwerke, Wanderer und DKW zur Auto Union AG zusammen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg kaufte Friedrich Flick große Teile der Auto Union und reichte sie an 1958 an Daimler-Benz in Stuttgart weiter. 1965 wurde Volkswagen die neue Mutter. Nach der Fusion mit NSU in Neckarsulm hieß das Unternehmen Audi NSU Auto Union (Sitz Neckarsulm). 1985 wurde der Firmensitz wieder nach Ingolstadt verlagert und die Audi AG gegründet, die bis heute eine fast 100- prozentige VW-Tochter ist.

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