Süddeutsche Zeitung

Zoologie:Lärm verwirrt

Von Menschen erzeugter Lärm beeinflusst nicht nur die Geräuschwahrnehmung von Mangusten. In lauter Umgebung achten die Tiere auch weniger darauf, ob ein Feind Duftspuren hinterlassen hat und werden so zu leichter Beute.

Von Marlene Weyerer

Von Menschen erzeugter Lärm stört nicht nur das Gehör von Tieren, sondern offenbar auch die Geruchswahrnehmung ( Current Biology). Das fanden Zoologen aus Bristol heraus, indem sie Zwergmangusten mit dem Duft von Feinden konfrontierten und dabei unterschiedlich beschallten.

Bei normalen Umgebungsgeräuschen wurden die Tiere wachsamer und blieben länger in der Nähe ihres Unterschlupfs, um sich im Falle eines Angriffs schnell in Sicherheit bringen zu können. Wenn die Forscher die Zwergmangusten mit Straßenlärm beschallten, löste die Geruchswarnung weniger starke Reaktionen aus. Vom Straßenlärm abgelenkt, waren die Tiere, die mit den Erdmännchen verwandt sind, weniger konzentriert. Außerdem flohen sie eher, als sich in ihrem Unterschlupf zu verstecken. Dass die Zwergmangusten den Lärm als Bedrohung empfanden, konnte man daran erkennen, dass sie schon in Alarmbereitschaft waren, bevor sie überhaupt die Witterung der Feinde aufgenommen hatten.

Das veränderte Verhalten bei Lärm könnte den Zwergmangusten bei einem wirklichen Raubtierangriff zum Verhängnis werden, denn auf der Flucht sind sie leichte Beute. Allerdings könnte sich auch das Verhalten ihrer Feinde durch den Lärm ändern, was die Zoologen allerdings noch nicht untersucht haben. Viele Räuber orientieren sich an Geräuschen, um ihre Beute zu finden. Und das dürfte in einer lauten Umgebung schwieriger werden.

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Quelle:
SZ vom 25.10.2016
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