Süddeutsche Zeitung

Zoologie:Schimpansen haben sauberere Betten als Menschen

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Von Tina Baier

Anders als Menschen machen sich Schimpansen jeden Tag ein frisches Bett. Der ständige Wechsel wirke sich positiv auf die Hygiene aus, schreiben Zoologen in der Fachzeitschrift Royal Society Open Science. Während es in Betten von Menschen nämlich nur so wimmelt von Fäkal-, Oral- und Hautbakterien, fanden die Wissenschaftler in den Schlafstätten der Affen zu ihrer eigenen Überraschung nichts dergleichen. "Wir hatten auch erwartet, dort jede Menge Parasiten zu finden", sagt Megan Thoemmes, die die Studie geleitet hat. "Haben wir aber nicht."

Schimpansen verbringen ihr halbes Leben im Bett und dementsprechend sorgfältig gehen sie beim Bau vor: Als Erstes suchen sie sich einen sicheren Platz hoch oben in einem Baum aus. Damit das Bett stabil wird, bevorzugen sie dabei ganz bestimmte Baumarten, deren Zweige einerseits fest sind und sich andererseits leicht miteinander zu einer Art Plattform verflechten lassen. Weil es gemütlich sein soll, polstern die Tiere ihren Schlafplatz zum Schluss noch mit Blättern aus. Trotz dieses Aufwands verlassen Schimpansen ihr Bett spätestens nach einer Nacht und bauen sich ein neues.

Die aktuelle Untersuchung könnte dieses Verhalten, das auch für Gorillas, Bonobos und Orang-Utans typisch ist, erklären. Der häufige Bettenwechsel verhindert möglicherweise, dass sich Bakterien und andere Krankheitserreger an dem Platz anreichern, an dem die Tiere die meiste Zeit verbringen.

Wahrscheinlich entstehen aufgrund der häufigen Umzüge auch keine starken Gerüche, die andernfalls Feinden den Weg zur Schimpansenwohnung weisen würden. Dass sie in den Nestern der Affen keine Darmbakterien gefunden haben, erklären sich die Zoologen mit der strengen Toilettenhygiene der Tiere, die sehr darauf achten, dass nichts ins Bett geht, sondern alles über den Rand der Plattform fällt.

Die Betten von Menschen sind dagegen, wie auch andere Plätze in menschlichen Behausungen, voller Bakterien, die vom Körper der Bewohner abgefallen sind. Auch Keime, die sich von abgestorbenen Hautschuppen oder Speiseresten ernähren, sind dort in großer Zahl zu finden.

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Quelle:
SZ vom 17.05.2018
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