Süddeutsche Zeitung

Zoologie:Häuserkampf

Einsiedlerkrebse, deren Haus zerbrochen ist, sind derart aggressiv, dass sie eigentlich stärkere Artgenossen aus ihren Wohnungen vertreiben und selbst dort einziehen.

Einsiedlerkrebse, deren Behausung kaputtgegangen ist, haben ein ernsthaftes Problem: Sie sind schlecht geschützt und müssen zudem viel unnützes Gewicht mit sich herumschleppen, da sie auch die zerstörten Teile tragen müssen. Die Tiere setzen deshalb alles daran, eine neue Behausung von einem Artgenossen zu stehlen. Meist gelingt ihnen das auch - und zwar obwohl die Krebse durch die schlechten Lebensbedingungen in ihrer nur teilweise funktionsfähigen Wohnung geschwächt sind, wie ein Team um die mexikanische Zoologin Guillermina Alcaraz herausgefunden hat. "Die Tiere machten ihre fehlende Muskelkraft durch höhere Aggressivität wett, schreibt Alcaraz in der Fachzeitschrift Behavioral Ecology and Sociobiology. Im Kampf halten sie mit ihren Scheren den Bewohner des begehrten Hauses fest und klopfen dann rhythmisch mit ihrer Bruchbude gegen die Wohnung des anderen Krebses.

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Quelle:
SZ vom 08.05.2017 / Tina Baier
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