Süddeutsche Zeitung

Videospiel "The Last of Us":Wissenschaft im Hintergrund

Ein Pilz infiziert im Videospiel "The Last of Us" Menschen und kontrolliert ihr Verhalten. Der Parasit hat ein reales Vorbild: Cordyceps. Der allerdings befällt Ameisen.

Von Markus C. Schulte von Drach

In dem Videospiel "The Last of Us" muss sich der Spieler als Überlebender einer Seuche auch gegen Menschen wehren, die von einem Pilz infiziert wurden. Der Parasit, der einen großen Teil der Menschheit befallen hat, übernimmt gewissermaßen die Kontrolle über die Infizierten.

Die Opfer des Parasiten greifen in mehren Entwicklungsphasen andere Menschen direkt an - dann verwandeln sie sich in Sporenträger.

Vorbild für den fiktiven Pilz ist Cordyceps unilateralis, der Ameisen befällt. Unter seinem Einfluss verbeißen sich die Insekten in ein Blatt und sterben. Der Pilz bildet einen Sporenträger aus, der eine Wolke neuer Erreger abgibt.

In der Realität lässt der Pilz tödliche Wolken von Sporen auf Ameisenstaaten los. Um ihre Nester in den Regenwäldern Thailands und Brasiliens herum finden Wissenschaftler richtige Ameisen-Friedhöfe. Ein zweiter Pilz, der die toten Ameisen inklusive Cordyceps auffrisst, verhindert allerdings, dass die Ameisenstaaten ausgerottet werden. (Das Bild ist um 180 Grad gedreht.)

In dem Videospiel werden die menschlichen Städte weitgehend so entvölkert, dass die Natur sie zurückerobert.

David P. Hughes von der Penn State University untersucht Cordyseps unilateralis in der Natur. Eine Dokumentation über sein Untersuchungsobjekt hat die Spieleentwickler von "The Last of Us" auf die Idee gebracht, den Pilz in ihr Szenario zu integrieren.

Hughes war bei der Vorstellung des Spiels in Berlin dabei, um den wissenschaftlichen Hintergrund zu erklären. Ihm zufolge ist es gar nicht unwahrscheinlich, dass unser Verhalten direkt durch Krankheitserreger beeinflusst werden kann. So spricht einiges dafür, dass Toxoplasma gondii unsere Verkehrstauglichkeit beeinträchtigt und vielleicht sogar Schizophrenie auslöst.

Die Kulisse des Spiels "The Last of US" erinnert an "I am Legend". In dem Buch "Ich bin Legende" aus dem Jahre 1954, an dem sich der Film orientiert, beschreibt Richard Matheson das Auftreten einer Art von Vampiren, die über Moskitos mit einem Bakterium infiziert wurden, das die Menschen verändert.

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