Süddeutsche Zeitung

Verhaltensbiologie:Blau ist nicht sexy

Prächtige Färbungen gehören bei vielen Tieren zu den Mitteln, mit denen Partner angelockt werden sollen. Bei Zaunleguanen ist das offenbar anders. Hier bevorzugen die Männchen jene Weibchen, die möglichst nicht so blau gefärbt sind wie sie selbst.

Von Katrin Blawat

Ein männlicher Zaunleguan hat sehr klare Vorstellungen, wie seine Partnerin aussehen sollte: möglichst anders als er selbst. Das ist bei diesen grau-braunen Echsen nicht selbstverständlich. Zwar haben nur die Männchen leuchtend blaue Flecken an Hals und Bauch. Doch auch viele Weibchen zeigen dort eine leichte blau-grüne Färbung.

Diese "vermännlichten" Weibchen sind bei den Männchen jedoch deutlich weniger begehrt als ihre unscheinbareren Geschlechtsgenossinnen ohne Blauschimmer. Das haben Beobachtungen und Experimente gezeigt, von denen die Biologinnen Lindsey Swierk und Tracy Langkilde von der Pennsylvania State University in den Biology Letters berichten (online).

Konnten sie frei entscheiden, suchten die männlichen Zaunleguane eher die Gesellschaft von unscheinbaren Weibchen ohne Blauschimmer. Diese Weibchen bringen den Beobachtungen der Forscherinnen zufolge bessere Bedingungen für den Nachwuchs mit. Sie legen ihre Eier früher, und diese fallen größer aus als bei den farbigen Weibchen. Das Männchen könne offenbar anhand der Farbe eines Weibchens dessen Fortpflanzungserfolg abschätzen, schreiben die Forscherinnen.

Offen ist aber, warum dennoch die Mehrzahl der Weibchen blaue Flecken aufweist. Falls diese Nachteile wie schlechtere Chancen für den Nachwuchs mit sich bringen, sollte es im Lauf der Evolution immer weniger blau gefärbte Weibchen geben. Vielleicht seien die gefärbten Weibchen tatsächlich langsam dabei, aus der Population zu verschwinden, spekulieren Swierk und Langkilde. Möglich ist aber auch, dass die farbigen Weibchen andere Vorteile haben, die die geringere Größe ihrer Eier wieder wettmachen.

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Quelle:
SZ vom 06.11.2013
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