Süddeutsche Zeitung

USA:Klimaschutz im Hinterzimmer

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Von Christopher Schrader

In den USA hat sich eine Koalition des Widerstands gegen den Ausstieg aus dem Pariser Klimaschutzabkommen formiert. Sie nennt sich "We are still in" - "Wir sind noch drin" und hat "America's Pledge" - "Amerikas Versprechen" abgegeben. Zu Wort gemeldet haben sich die Initiatoren erstmals im vergangenen Herbst beim Klimagipfel in Bonn. Inzwischen hat die Koalition gut 3500 Mitglieder. Darunter sind fast 250 Städte von Anchorage in Alaska bis Miami, zehn Bundesstaaten, 340 Hochschulen und 2100 Firmen. In jedem Bundesstaat der USA gibt es mindestens einen Unterzeichner.

Allein durch ihre Maßnahmen, sagt Michael Bloomberg, ehemaliger Bürgermeister von New York City und Ko-Initiator von America's Pledge, bleibe das Land zurzeit einigermaßen auf dem Kurs, den Barack Obama in seiner Präsidentschaft festgelegt und 2015 in Paris vorgelegt hat. Das Land hatte damals eine Senkung der Emissionen um 26 bis 28 Prozent gegenüber 2005 für das Jahr 2025 versprochen. "Unsere neueste Analyse zeigt, dass wir 24 Prozent schaffen können", sagt Bloomberg. "Dann sind wir auf Schlagweite an das Ziel herangekommen. Und die Hälfte dieses Weges sind wir ohnehin schon gegangen."

Der Report, den die Gruppe vergangene Woche auf dem Klimagipfel in San Francisco vorgelegt hat, zeigt jedoch, dass diese Aussage sehr optimistisch ist. So führen die momentanen Trends für das Jahr 2025 tatsächlich nur zu einer Senkung der Emissionen um 17 Prozent gegenüber 2005. Zehn vorgeschlagene Maßnahmen erlaubten eine weitere Reduktion um vier, zusätzlicher Ehrgeiz liefere weitere drei Prozentpunkte, heißt es im Bericht. Die Klimaschützer wollen unter anderem neue Mitglieder für ihre Koalition finden und anfangen, die Zahl der gefahrenen Autokilometer zu senken. Zudem soll der Ausstoß von Methan auf Erdgasfeldern reduziert werden, genauso wie der Einsatz von Chemikalien aus der Klasse der Fluorkohlenwasserstoffe (HFC) zum Beispiel in Klimaanlagen. Beide Stoffe sind sehr potente Treibhausgase.

Diese Ziele laufen der Politik in Washington entgegen. Dort arbeitet die Regierung daran, die Regeln für Methan-Emissionen abzuschwächen. Und ein fertig ausgehandeltes internationales Abkommen über Fluorkohlenwasserstoffe wird von Präsident Trump blockiert. Die Freunde des Pariser Abkommens geben trotzdem nicht auf. Vergangene Woche haben sie 300 neue, konkrete Zusagen ihrer Mitglieder präsentiert. So will Jeans-Hersteller Levi Strauss die Emissionen der eigenen Produktionsanlagen um 90 Prozent senken und auf seine Zulieferer einwirken, den Ausstoß in der Lieferkette zumindest um 40 Prozent zu mindern. Und der Staat Virginia plant eine Verschärfung seiner Methan-Grenzwerte.

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Quelle:
SZ vom 19.09.2018
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