Süddeutsche Zeitung

Umweltverschmutzung:Müll am Meeresgrund

Sogar die Tiefsee ist stark verschmutzt. Das zeigen Videos vom Meeresgrund in einer Tiefe von 4000 Metern. Wissenschaftler haben dort Kunststoff- und Metallteile, Glasscherben, Reste von Fischernetzen und Kleidungsfetzen aufgespürt.

Von Katrin Blawat

Sogar noch 4000 Meter tief auf dem Meeresgrund liegen menschliche Abfälle, vor allem zerfetzte Plastiktüten. Das haben Auswertungen von Videoaufnahmen ergeben, die aus verschiedenen Wassertiefen der kalifornischen Monterey-Bucht stammen.

Seit mehr als 22 Jahren untersuchen Wissenschaftler des dortigen Aquarium Research Institute die Pazifikgegend mit ferngesteuerten U-Booten. Die daraus entstandenen Aufnahmen wertete nun ein Team um Kyra Schlining aus. Dabei entdeckten die Forscher menschengemachten Müll in fast allen Wasserschichten ( Deep Sea Research Part One, online).

Kunststoff- und Metallteile machten mehr als die Hälfte aller entdeckten Abfälle aus. Der Rest bestand zum Beispiel aus Glasscherben, Resten von Fischernetzen und Kleidungsfetzen. Vor allem das Plastik sammelt sich der Analyse zufolge in großer Tiefe. Mehr als die Hälfte aller Kunststoffabfälle bestand aus Resten von Plastiktüten.

"Ich war überrascht, dass wir so viel Müll in der Tiefsee gefunden haben", sagt Studienleiterin Schlining. "Normalerweise denken wir nicht daran, dass unser tägliches Tun das Leben zwei Meilen tief im Meer beeinflusst." Vermutlich liege in der Monterey-Bucht wie auch anderswo in der Tiefsee noch viel mehr Müll als bislang bekannt ist. Man dürfe nicht darauf hoffen, dass dieser in einem überschaubaren Zeitraum von selbst verschwindet.

Besonders offensichtlich waren die Schäden, die ins Meer geworfene Fischerei-Ausrüstung anrichteten. Die Forscher entdeckten viele tote Tiere, die sich in Netzen und Schnüren verfangen hatten. Die Auswirkungen des Plastiks sind oft schwieriger abzuschätzen, vor allem, wenn es sich um sehr kleine Partikel handelt. Diese schaden den Tieren vielleicht nicht unmittelbar nach dem Verschlucken, könnten zum Beispiel aber giftige Substanzen freisetzen.

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Quelle:
SZ vom 07.06.2013
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