Süddeutsche Zeitung

Totenkult in Chile:Wie die Ureinwohner zu ihren Mumien kamen

Vor 7000 Jahren begannen die Ureinwohner Chiles, ihre Toten aufwendig zu mumifizieren. Klimaveränderungen verursachten offenbar den Beginn und das Ende dieses Kultes.

Schon vor mehr als 7000 Jahren haben die ersten Menschen ihre Toten als Mumien begraben; es war das Volk der Chinchorro, die im heutigen Chile lebten. Warum diese einfachen Nomaden plötzlich begannen, ihre Toten aufwendig zu mumifizieren, hat ein internationales Forscherteam aufgeklärt.

Ein günstiges Klima schuf vor rund 7000 Jahren in Küstennähe viele Quellen und Wasserläufe. Die Chinchorro wurden sesshafter und ihre Bevölkerung wuchs stark an. Gleichzeitig sorgte die trockene Luft der nahen Atacamawüste dafür, dass Leichname nicht verwesten, sondern vertrockneten. Die Ureinwohner hatten ihre Toten zunächst nur in flachen Gruben bestattet. Durch Wind und Erosion seien diese häufig wieder an die Oberfläche gelangt, so die Forscher.

Angeregt durch den häufigen Anblick solcher natürlich entstandenen Mumien hätten die Chinchorro gezielt damit begonnen, ihre Toten einzubalsamieren und zu mumifizieren ( Proceedings of the National Academy of Sciences, online).

Zunächst hätten die Chinchorro nur Kinder auf diese Weise bestattet, später dann auch Erwachsene, schreiben Pablo Marquet von der katholischen Universität in Santiago de Chile und seine Kollegen. Ein Ende fand der Totenkult der Chinchorro vor 4400 Jahren - wahrscheinlich durch einen erneuten Klimawandel: Es regnete seltener, die Quellen versiegten größtenteils, und die Nomaden zogen deshalb aus dem Küstengebiet weg.

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dapd
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