Süddeutsche Zeitung

Japanische Studie:Hilfsbereite Ratten

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Ihr Ruf ist schlecht, der Ekel vor ihnen groß: Ratten sind nicht gerade beliebt. Zu Unrecht. Die Nager sind erstaunlich sozial - und fröhlich.

Ratten können lachen. Das belegten vor kurzem Verhaltensforscher der Universität Ohio. Trotzdem haben die fröhlichen Tierchen nicht gerade den besten Ruf. Eine japanische Studie zeigt jetzt aber, dass Ratten sozialer und hilfsbereiter sind, als bislang angenommen. Wissenschaftler von der japanischen Kwansei Gakuin University fanden heraus, dass Ratten sich gegenseitig das Leben retten. Und dafür sogar auf Futter verzichten.

So testeten Forscher die Ratten

Für das Experiment steckten die Forscher zwei Käfigratten, die zuvor zwei Wochen zusammengewohnt hatten, in einen Behälter, der in drei Bereiche unterteilt war. Der eine Bereich war mit Wasser gefüllt, die andere Seite nicht. Der dritte Bereich war ebenfalls trocken und enthielt zusätzlich Schokolade. Nicht nur unter Ratten ein sehr beliebtes Futter. Die drei Bereiche waren außerdem durch zwei Klappen miteinander verbunden.

Nun steckten die Forscher eine Versuchsratte in den sogenannten "Pool-Bereich", eine andere in das trockene Areal. Die zweite Ratte erkannte schnell, dass ihr Artgenosse sich in einer Notlage befand und setzte alles daran, die Klappe zu öffnen - und dadurch das Leben seines Käfiggenossen zu retten. Die Schokolade eine Tür weiter ignorierten die Versuchstiere dafür. Noch schneller retteten diejenigen Ratten ihren Artgenossen das Leben, die zuvor selbst ins Wasser gesteckt und gerettet worden waren.

"Das zeigt, dass das Wissen um die Notsituation des anderen die Motivation erhöht, diesem zu helfen", sagte ein an dem Experiment beteiligter Forscher der Zeitschrift New Scientist, "wir glauben, diese Reaktion beruht auf Mitgefühl". 20 Ratten - zehn männliche und zehn weibliche - waren an dem Experiment beteiligt. Keine von ihnen wählte die Schokolade. Alle entschieden sich dafür, die andere Ratte vor dem Ertrinken zu retten.

Darum sind lachende Ratten erfolgreicher

Ob die Ratten nach Beendigung des Experiments zusammen gelacht haben, wurde nicht überliefert. Mit 50 Kilohertz wäre der Laut auch zu hoch, als dass Menschen ihn mit bloßem Ohr hören könnten. Jaak Panksepp kann den Ton mittels technischer Geräte hören. Der Wissenschaftler von der Universität von Ohio erforscht an Ratten den Zusammenhang von Spiel und sozialem Erfolg. Dazu kitzelt der Neurobiologe die Tiere, offenbar lieben Ratten das. Panksepp misst dann die Veränderungen im Gehirn der Ratten, der lachenden wie der nicht-lachenden.

Und kommt zu folgendem Ergebnis: Rattenmännchen mit Sinn für Spiel, Spaß und Humor sind bei den Weibchen erfolgreicher. Ein Rattenmännchen, das in der Jugend ausgiebig gespielt hat, sagt Panksepp, ist als Erwachsener erfolgreicher. Weil es gelernt hat, wie man sich benimmt, aber auch wie man sich zwischen den Rivalen und das Weibchen drängt, ohne es zu verschrecken: "Der Rattenmann, der spielt, kriegt die Frauen."

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