Süddeutsche Zeitung

Sternenhimmel im September:Rauchende Colts im All

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Im Zentrum unserer Milchstraße, inmitten eines gigantischen Gasnebels, liegt der Pistolenstern - er hat die 150-fache Masse der Sonne.

Helmut Hornung

In klaren Nächten funkeln jetzt tief im Süden die Sterne des Schützen. In Richtung dieses Bildes, rund 25000 Lichtjahre von der Erde entfernt, liegt das Zentrum unserer Milchstraße, verhüllt von Schleiern aus Gas und Staub. Nur mit einem Trick gelingt es den Astronomen, dessen Geheimnisse zu entlocken: Sie beobachten nicht im sichtbaren Licht, sondern verwenden Strahlung, welche die Wolken zu durchdringen vermag - Radiowellen etwa oder Infrarot. So fanden die Forscher heraus, dass im Zentrum der Milchstraße ein gigantisches Schwarzes Loch lauert.

Dort leben allerhand Sternriesen. Ein bemerkenswertes Exemplar besitzt die zweimillionenfache Leuchtkraft und die 150-fache Masse unserer Sonne. Das Infrarot-Auge des Weltraumteleskops Hubble hat das rekordverdächtige Objekt entdeckt. Es sitzt inmitten eines rund vier Lichtjahre großen Gasnebels, in dessen Inneren die Riesensonne strahlt. Die Astronomen tauften sie Pistolenstern.

Ein unruhiger Gigant, der vor vielleicht 5000 Jahren einen Teil seiner Masse ins All schleuderte und dabei den beobachteten Nebel bildete - eine spektakuläre Abspeckaktion. Denn als der Pistolenstern vor einer Million Jahren geboren wurde, besaß er wohl die 200-fache Masse unserer Sonne. Ein solch schwerer Ballon kann nicht stabil sein. So bläst ein heftiger Sternwind mit 1,8 Millionen Kilometern pro Stunde und sorgt für einen ständigen Substanzverlust.

Die Dauerdiät wird dem Pistolenstern ebenso schlecht bekommen wie sein verschwenderischer Lebenswandel - in kaum zehn Sekunden produziert er soviel Energie wie unsere Sonne binnen eines Jahres. Irgendwann wird der Pistolenstern in einer Riesenexplosion seinen Tod finden. Dann wird ein rauchender Colt übrig bleiben, ein bizarrer Nebelschleier aus Gas. Und der Kern des Sterns wird in ein Schwarzes Loch zusammenstürzen und einfach verschwinden.

Der flinke Merkur zeigt sich ab Mitte September in der Morgendämmerung tief im Osten. Venus strahlt hell am westlichen Abendhimmel; doch verkürzen sich ihre Untergänge erheblich, Ende des Monats sinkt sie schon gegen 19.25 Uhr unter den Horizont.Mars und Saturn können wir von der Liste streichen, beide Planeten bleiben unsichtbar.

Jupiter dagegen läuft zu großer Form auf und kommt am 21. September in Opposition zur Sonne. Der dann 591 Millionen Kilometer von der Erde entfernte Gasriese zeigt sich die ganze Nacht in den Fischen. Dort finden wir auch Uranus, der am selben Tag in Opposition gerät wie Jupiter; 2856 Millionen Kilometer trennen uns von dieser fernen Welt. Uranus leuchtet bei Weitem nicht so hell wie sein großer Bruder, dem er um den 19. September am Himmel ganz nah kommt. Im Gesichtsfeld eines Fernglases sieht man Jupiter und seine vier hellen Monde sowie Uranus als schwaches Sternchen. Ein Objekt für Versierte ist Neptun, der nach Einbruch der Dunkelheit schon hoch am Himmel im Steinbock steht.

Die Sternschnuppen im September gehören zu einigen unauffälligen Strömen, etwa den Pisciden (den ganzen Monat), den Alpha-Aurigiden (Monatsanfang) oder den Tauriden (letztes Monatsdrittel). Der Fahrplan des Mondes: Letztes Viertel am 1., Neumond am 8., Erstes Viertel am 15. und Vollmond am 23. September. An diesem Tag steht die Sonne im Schnittpunkt ihrer Jahresbahn mit dem Himmelsäquator: Um 5.09 Uhr beginnt der astronomische Herbst.

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Quelle:
SZ vom 06.09.2010
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