Süddeutsche Zeitung

Schweinegrippe:Schweine in Kanada infiziert

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Die Schweinegrippe breitet sich weiter aus: Nach weiteren Fällen in Deutschland, Irland und Mexiko sind zum ersten Mal auch Tiere infiziert. Ein kanadischer Bauer hat den Virus auf seine Schweine übertragen.

In Kanada hat ein mit der Schweinegrippe A/H1N1 infizierter Mann den Virus höchstwahrscheinlich auf eine Schweineherde übertragen, berichtet die kanadische Lebensmittelbehörde. Die Sicherheit der Lebensmittelversorgung sei dadurch aber nicht gefährdet, teilte die Canadian Food Inspection Agency (CFIA)weiter mit. Die Herde stehe unter Quarantäne, sowohl die Tiere als auch der Mann erholten sich zusehends oder seien bereits ohne Symptome.

Der Mann sei Mitte April von einem Aufenthalt in Mexiko zurückgekehrt, und knapp zwei Wochen später hätten die Tiere Grippesymptome aufgewiesen, teilte die Lebensmittelbehörde mit.

Es ist die erste bekannte Infektion von Schweinen mit dem neuartigen Virus. Schweine sind ein bedeutendes Reservoir von Grippeviren. Wenn verschiede Stämme der Erreger in den Tieren zusammenkommen, können die Viren ihre Eigenschaften neu kombinieren und so auch potenziell bedrohliche Varianten entstehen lassen.

Zahl der Infizierten in Mexiko gestiegen

In Mexiko ist die Zahl der Infektionen indes auf 473 gestiegen.Dies gab der mexikanische Gesundheitsminister José Ángel Córdova in Mexiko-Stadt bekannt. Auch die Zahl der Toten, die in den vergangenen zwei Tagen konstant bei 16 geblieben war, ist den Angaben zufolge auf 19 angewachsen.

Das mexikanische Präsidentenamt teilte mit, Präsident Felipe Calderón habe mit US-Präsident Barack Obama über die Epidemie gesprochen. Einzelheiten zu dem Gespräch wurden nicht mitgeteilt. In den USA starb ein Kleinkind. In Irland wurde am Samstag der erste Fall vom Gesundheitsamts bestätigt. Es handele sich um einen Mann, der erst vor kurzem aus Mexiko zurückgekehrt sei, berichtete die Zeitung Irish Times in ihrer Online-Ausgabe.

In Deutschland haben sich zwei weitere Menschen mit dem Schweinegrippe-Virus infiziert. Damit erhöht sich die Zahl der bestätigten Fälle auf acht, wie das Robert-Koch-Institut mitteilte. Bei den beiden neuen Fällen handele es sich um ein Ehepaar aus Brandenburg, das im selben Flugzeug wie ein aus Mexiko zurückgekommener infizierter Hamburger gewesen sei.

Wie der Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI), Jörg Hacker sagte, habe ein mit dem A/H1N1-Virus infizierter Mexiko-Reisender nicht nur wie schon bekannt eine Krankenschwester, sondern auch einen Zimmernachbarn in der Klinik im niederbayerischen Mallersdorf angesteckt. Damit wurden bereits zwei Menschen in Deutschland mit dem Virus infiziert, die selbst nicht im stark betroffenen Mexiko waren.

Der Schweinegrippe-Verdacht bei einem 40 Jahre alten Mann aus Köln bestätigte sich unterdessen nicht. Das teilte eine Sprecherin des Stadtamts mit. Der Kölner war von einer Brasilienreise mit Grippesymptomen zurückgekehrt. Schnelltests ergaben zwar, dass er sich mit dem Influenza A-Virus angesteckt hatte, es handelte sich dabei aber nicht um den Schweinegrippe-Typ H1N1.

Nach Erkenntnissen der US-Seuchenbehörde CDC ist die Schweinegrippe nicht so gefährlich wie frühere Grippe-Pandemien. Der Virustyp H1N1 habe anscheinend nicht die gleichen todbringenden Eigenschaften wie das Virus der katastrophalen Spanischen Grippe von 1918/19, sagte CDC-Direktorin Nancy Cox. An der spanischen Grippe waren vor 90 Jahren mehr als 25 Millionen Menschen gestorben. Die Entwicklung eines Impfstoffes gegen das Virus vom Typus A/H1N1 kann nach Ansicht von US-Experten sechs oder sieben Monate dauern.

In Deutschland gilt Meldepflicht

Die Bundesregierung hat unterdessen eine Verordnung erlassen, die Ärzte zur Meldung von Verdachtsfällen an die Gesundheitsbehörden zwingt. "Wir haben zur Familie der Humanen Grippeviren einen neuen Großcousin dazubekommen", sagt Thorsten Wolff, Influenzavirologe am Robert-Koch-Institut der Welt am Sonntag. "Er verhält sich ungezogen, aber derzeit sieht es so aus, als ob er kein schlimmerer Kerl ist als seine Verwandten."

China hat Flüge nach Mexiko aus Furcht vor der Grippe gestrichen. In Hongkong, wo ein Mexikaner wegen Schweinegrippe behandelt wird, wurden Mitreisende und Gäste des Hotels, in dem der Mann wohnt, in Quarantäne genommen. Singapur erließ eine Visumpflicht für Mexikaner.

Weltweit hat die Schweinegrippe bislang 20 Menschen das Leben gekostet, nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und Gesundheitsbehörden sind mehr als 700 Erkrankungen bestätigt.

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dpa/AP/cag/mati
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