Süddeutsche Zeitung

Schädlingsbekämpfung:Operation Kleidermotte

In England nehmen die Motten überhand - und bedrohen antike Stoffe. Nun sollen die Einwohner Klebefallen auslegen.

Von Hanno Charisius

Dem englischen Kulturerbe droht ein Ungezieferproblem: Die Konservatoren von English Heritage, der Organisation, die Denkmäler, archäologischen Stätten und andere alte Dinge in englischem Staatsbesitz verwaltet, haben über die letzten fünf Jahre hinweg eine Verdoppelung der Zahl der Kleidermotten beobachtet, die ihnen in die Falle geflogen sind.

Die Organisation fürchtet um den Bestand antiker Textilien, darunter auch solche, die den Kostümbildnern und Kulissenbauern der Fernsehserie Downton Abbey (Foto) als Inspiration gedient haben könnten, deren vorerst letzte Episode Weihnachten 2015 ausgestrahlt wurde. Kein alter Stoff scheint sicher vor den gefräßigen Larven der Insekten, sie können Kleidung durchlöchern, Wandbehänge, Teppiche und Auskleidungen von Truhen annagen.

Noch habe man die Situation im Griff, heißt es im Zuge der "Operation Kleidermotte", doch fürchtet die Organisation, dass das Ungeziefer bald überhand nehmen könnte. Nicht nur die Zahl der Schädlinge sei gewachsen, es seien auch neue Arten hinzu gekommen.

Um das Problem besser bekämpfen zu können, wollen die Antiquitätenschützer nun herausfinden, woher die Mottenplage überhaupt kommt. Dabei soll auch die Bevölkerung helfen. English Heritage händigt jedem Besucher einer Sehenswürdigkeit eine Klebefalle aus, die er daheim aufstellen soll. Ein Duftstoff darin lockt Kleidermotten an, die dann am Leim festkleben. Der so zum Hilfswissenschaftler gewandelte Normalbürger soll die Beute in den Fallen nach vier bis zwölf Wochen dokumentieren und seinen Fund einschicken.

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Quelle:
SZ vom 07.04.2017
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