Süddeutsche Zeitung

Posttraumatische Belastungsstörung:Das Trauma kommt später

Frauen sind anfälliger für posttraumatische Belastungsstörungen als Männer - doch auch das Alter spielt offenbar eine große Rolle.

Christian Weber

Nicht nur das Geschlecht, sondern auch das Alter beeinflusst offenbar die Wahrscheinlichkeit, an einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) zu erkranken.

Das folgern die dänischen Psychiater Daniel Ditlevsen und Ask Elklit aus der Analyse der Daten von mehr als 6500 Männern und Frauen im Alter von 13 bis 80 Jahren ( Annals of General Psychiatry, online) aus Dänemark, Island und von den Färöer-Inseln.

Demnach wird PTBS bei Männern am häufigsten zwischen 41 und 45 Jahren diagnostiziert; bei Frauen liegt die kritische Phase zwischen 51 und 55 Jahren. Dabei erkranken Frauen insgesamt zwei Mal so häufig wie Männer.

Bei den 20- bis 25-Jährigen beträgt das Missverhältnis sogar 3:1. Insgesamt litten 23,1 Prozent der Studienteilnehmer unter einer PTBS, die sich häufig nach traumatischen Erlebnissen wie Gewaltverbrechen oder schweren Unfällen entwickelt und chronifiziert.

Typische Symptome sind unwillkürliche Erinnerungen an das Erlebte - sogenannte Flashbacks -, eine allgemeine Teilnahmslosigkeit an der Umgebung, verbunden mit Schreckhaftigkeit, Angst und Depression.

Unklar ist, wie sich die Ergebnisse der Studie erklären lassen. Die Autoren spekulieren allerdings, dass bei Frauen die hormonellen Umstellungen in der Menopause die Anfälligkeit für PTBS erhöht.

Bei den Männern könnte der für die Lebensphase jenseits der 40 typische erhöhte private und berufliche Stress ein Grund sein. Womöglich wirkten sich auch geschlechtsspezifische Rollenerwartungen aus: Laut Statistik erkranken nämlich die Männer seltener als Frauen, obwohl ihnen häufiger traumatische Erlebnisse widerfahren.

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Quelle:
SZ vom 21.07.2010
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