Süddeutsche Zeitung

Paläontologie:Fohlen aus dem Eis

Im sibirischen Batagaika-Krater haben Forscher den Kadaver eines Fohlens entdeckt, das während der letzten Eiszeit vor mehr als 30 000 Jahren lebte. Der Permafrost konservierte das Pferd mit Haut und Haaren. Seine Art ist heute verschwunden.

Von Christoph von Eichhorn

"Tor zur Unterwelt" nennen die Sibirier einen gut einen Kilometer langen und mehr als 100 Meter tiefen Krater nahe der Kleinstadt Batagai. Weil der Permafrostboden taut, sackt das Land stellenweise ab und der Batagaika-Krater frisst sich jedes Jahr bis zu 30 Meter durch die Taiga. Es ist aber nicht nur ein Tor in die Tiefe, sondern auch in die Vergangenheit. Soeben hat der Krater ausgezeichnet erhaltene Überreste eines Fohlens ausgespuckt, das während der letzten Eiszeit graste. Haut, Hufe, Schwanz und selbst die Haare des Fells sind intakt. Forscher der Universität in Jakutsk schätzen das Alter des Pferds auf 30 000 bis 40 000 Jahre. Es wurde nur zwei Monate alt und einen Meter groß. Der Permafrost der letzten Eiszeit habe das Fohlen perfekt konserviert, teilten die Forscher mit. "Der Körper des Tieres wurde ohne Schäden gefunden", sagte Semjon Grigorjew, der Chef des Mammut-Museums in Jakutsk, wo etliche mittlerweile ausgestorbene Tiere aus der Eiszeit aufbewahrt werden. Laut Grigorjew handelt es sich um das am besten erhaltene prähistorische Fohlen, das je entdeckt wurde. Das Tier gehörte zur Art Equus lenensis. Diese Wildpferde bevölkerten Sibirien während der Eiszeit. Mit dem Ende der Kaltzeit verschwanden die eiszeitlichen Pferde von der Erde - zumindest von ihrer Oberfläche.

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Quelle:
SZ vom 28.08.2018
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