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Musik:Formel für den Groove

Ob Menschen zu tanzen anfangen, entscheidet maßgeblich der Rhythmus. Schlagzeuger dürfen ruhig komplex spielen - doch es gibt Einschränkungen, sagen Forscher.

Wenn sich Jazz-Schlagzeuger gehen lassen und ihre Stöcke über Trommeln und Becken huschen, dann entgleist dem Beobachter schon mal der Kieferknochen. Der Mund klappt staunend auf, während die Ohren die krummsten, die unspielbarsten Rhythmen wahrnehmen, die sich der Laien-Trommler nur vorstellen kann.

Aber dazu tanzen? Nein danke. Dazu sind die Rhythmen im Free-Jazz zu sperrig. So ungefähr lässt sich auch die Studie zusammenfassen, die nun Neurowissenschaftler um Maria Witek von der Universität Oxford im Fachjournal Plos One veröffentlicht haben.

Variation erwünscht - in engen Grenzen

Demnach schätzen Zuhörer zwar Rhythmen, die einen gewissen Grad an Komplexität mitbringen. Aber sobald diese überhand nimmt, empfangen die Tanzbeine keine Signale mehr von der Musik. Die Forscher spielten 60 Probanden aus aller Welt Funk-Schlagzeug-Figuren vor, die im Grad der Synkopierung variierten. Synkopierte Rhythmen betonen Schläge, die von den Zählzeiten des Taktes abweichen, also neben den natürlichen rhythmischen Akzenten liegen. Besonders im Jazz spielt diese Rhythmik eine große Rolle.

Funk-Schlagzeuger wie etwa Stanton Moore dürfen laut den Aussagen der Teilnehmer der Studie zwar ihre Schläge ein wenig gegen den Grundrhythmus des Takts verschieben - aber doch bitte nicht zu sehr. Hier wollen Leute tanzen.

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Quelle:
SZ vom 17.04.2014/sehe
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