Süddeutsche Zeitung

Meeresforschung:Fische als Gärtner

Riffbarsche jäten unter Wasser "Unkraut", damit ihre Lieblingspflanze ungestört wachsen kann. Außerdem sorgen sie dafür, dass ihnen kein anderer Fisch ihre bevorzugte Speise wegfrisst.

Henning Pulss

In weiten Gebieten des Indischen und Pazifischen Ozeans haben Meeresbiologen Fische beobachtet, die für ihre Nahrungsversorgung eigene unterseeische Algengärten hegen und pflegen.

Das berichten japanische Forscher um Hiroki Hata von der Ehime Universität in Kyoto. Die Wissenschaftler untersuchten Korallenriffe in insgesamt 320 Territorien in den Gewässern zwischen Ägypten und Australien. In ihnen leben achtzehn verschiedene Riffbarscharten ( BMC Evolutionary Biology, online).

Unter ihnen erwiesen sich die Angehörigen der Spezies Stegastes nigricans als besonders begabte Gärtner: Diese Fische kultivieren die Fadenalge Polysiphonia, die ihnen als Hauptnahrungsmittel dient, wahrscheinlich weil sie diese besonders gut verdauen können.

Wie die Forscher entdeckt haben, verteidigen die Riffbarsche jene Unterwasser-Flächen, die von ihrer Lieblingspflanze bewachsen sind, gegen andere Pflanzenfresser.

Außerdem entfernen sie konkurrierende Algenarten, welche sich ohne die Barsche gegen die schwächere Polysiphonia durchsetzen würden. Darum fanden die Forscher viele Unterarten der Fadenalge nur in den Gebieten, in denen auch die Gärtner-Fische für ihr Wohlergehen sorgten.

Wechselbeziehungen zwischen Tieren und Pflanzen, die beiden nützen, - sogenannte Mutualismen - sind in der Biologie schon lange bekannt, schreiben die Studienautoren. Die Algenkulturen der Riffbarsche seien jedoch mit die ersten maritimen Beispiele.

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Quelle:
SZ vom 18.06.2010
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