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Raumfahrt:Ende einer Dienstfahrt

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Von Patrick Illinger

Anders als auf der Erde ist auf dem Mars noch nicht reguliert, in welchem Alter Kraftfahrzeuge ein Oldtimer-Kennzeichen bekommen. Doch besteht kein Zweifel, wer der heißeste Kandidat dafür wäre: Seit fast 15 Jahren ist der Mars-Rover Opportunity auf dem Roten Planeten unterwegs. Die ursprünglich auf drei Monate angelegte Dienstzeit hat das robuste, sechsrädrige Vehikel somit deutlich übertroffen. Nun jedoch scheint das Ende gekommen zu sein.

In den vergangenen sechs Monaten litt Opportunity bereits unter akutem Energiemangel. Die Bodenkontrolle am Jet Propulsion Laboratory der Nasa im kalifornischen Pasadena konnte nur noch vereinzelte Bits und Bytes per Funk mit dem Fahrzeug austauschen. In diesen Tagen entscheidet die Nasa darüber, ob die Wiederbelebungsversuche aufgegeben werden.

Ein besonders mächtiger Staubsturm tobte im Juni des vergangenen Jahres auf dem Mars. Eine Dreckschicht lagerte sich auf Solarpaneelen des Rovers ab, und das für die Energieerzeugung nötige Sonnenlicht drang nicht mehr durch. Mehrere Hundert per Funk versendete Software-Befehle konnten den Rover nicht mehr in einen fahrtauglichen Zustand zurückversetzen.

Zuletzt hoffte man auf Winde, welche während der irdischen Wintermonate auf dem Mars wehen, die die Solarzellen freipusten könnten. Doch das geschah nicht. Wenn in den kommenden Tagen nicht noch eine kräftige Böe die Solarzellen des Rovers vom Dreck befreit, ist es das Ende der Mission - einer der erfolgreichsten interplanetaren Missionen, die je unternommen wurden, muss man allerdings sagen.

Spirit, das Schwesterfahrzeug von Opportunity hatte 2011 schlappgemacht. Auch damals hatte die Missionsleitung monatelange Wiederbelebungsversuche gemacht, bevor das Vehikel aufgegeben wurde. Doch selbst wenn nun auch Opportunitys Ende gekommen sein sollte: Beide Fahrzeuge haben eine beeindruckende Reihe von Rekorden aufgestellt. 45 Kilometer Fahrstrecke in 5000 Tagen, das klingt nach irdischen Maßstäben wie ein Witz. Auf dem Mars ist es eine Rekordfahrt. Opportunity hat mehrere Meteoritenkrater untersucht. Die 1-Megapixel-Kamera funktionierte während der gesamten Mission fehlerfrei.

Bereits kurz nach seiner Landung im Jahr 2004 erkundete der Rover schwefelreichen Sandstein des Mars. Dabei stellte sich heraus, dass das untersuchte Gelände vor langer Zeit von Gezeiten geprägt wurde, von einem Gewässer, das kam und ging. Opportunity erbrachte den Beweis, dass der Mars einst über lange Epochen hinweg bewohnbar gewesen wäre. 2013 demonstrierte Opportunity, dass es vier Milliarden Jahre alten Lehm auf dem Mars gibt - ein weiteres Indiz für Wasser, das früher über den Planeten geschwappt sein muss.

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Quelle:
SZ vom 30.01.2019
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