Süddeutsche Zeitung

Klonfleisch:Geklonte Schlachtplatte

Klonen lässt die Vielfalt schrumpfen und macht die Landwirtschaft noch mehr zur Industrie als bisher.

Marc Widmann

Auf dem Teller wird das Fleisch eines geklonten Schweins genauso aussehen wie das eines gewöhnlichen. Es wird genauso riechen und schmecken. Wenn die Forscher ihre Arbeit ordentlich erledigt und die Tiere im Labor exakt kopiert haben, dürfte sich die Gefahr für den Menschen in Grenzen halten. Trotzdem ist es falsch, dass die EU nun "Klonfleisch" als Lebensmittel zulassen will.

Klonen klingt nach modernster Technik. Aber es ist auch Tierquälerei. Längst nicht jeder Versuch, ein Säugetier zu kopieren, gelingt. Noch immer geht erstaunlich viel schief. Der "Ausschuss" in diesem Verfahren sind aber keine verbogenen Bleche, sondern tote oder kranke Lebewesen.

Auch das erste Klonschaf "Dolly" starb ungewöhnlich früh. Dieses Leid ist sinnlos. Seit Jahrhunderten züchten Bauern Tiere auf natürlichem Weg. So entstand bereits die moderne Hochleistungskuh, die ohne Soja-Kraftfutter aus Südamerika kaum noch überleben, geschweige denn so viel Milch geben kann.

Diese Art von Fortschritt tut der Umwelt wenig Gutes. Der Großteil der früheren Artenvielfalt in der Landwirtschaft ist verschwunden. Die Millionen deutsche Hühner entstammen einer Handvoll Hochleistungsrassen - Krankheiten können in diesem Einheitsbestand viele Opfer finden. Klont man die Tiere künftig, schrumpft die Vielfalt weiter, die Landwirtschaft wird noch mehr zur Industrie als bisher.

Zum Glück ist Klonen bisher teuer und uneffizient. Wenn überhaupt, werden in näherer Zukunft vor allem wertvolle Zuchttiere kopiert. Das Fleisch ihrer Nachkommen muss in jedem Fall klar gekennzeichnet sein - damit die Verbraucher selbst entscheiden können, was auf ihrem Teller landet.

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Quelle:
SZ vom 23.06.2009/beu
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