Süddeutsche Zeitung

Internationale Raumstation:US-Segment der ISS nach Ammoniak-Alarm evakuiert

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Das US-amerikanische Segment der Internationalen Raumstation ISS ist evakuiert worden, nachdem die Kontrollsysteme Unregelmäßigkeiten gemeldet hatten. Es könne gesundheitsschädliches Ammoniak ausgetreten sein, teilte die Flugleitzentrale bei Moskau mit. "Gegenwärtig ist das amerikanische Segment der ISS isoliert, die Mannschaft ist in Sicherheit und befindet sich im russischen Segment", hieß es in der russischen Mitteilung.

"Die Crew hat sich Atemmasken aufgesetzt, die Luke hinter sich zugezogen und ist nun im russischen Bereich", teilte ein Nasa-Sprecher mit. Er betonte, bislang gebe es keine belastbaren Daten, die auf einen Ammoniak-Austritt hinwiesen. Die Crew habe auf einen angezeigten Druckabfall im Kühlsystem "sehr konservativ" reagiert und den Bereich geräumt. Es sei jedoch auch "eine Kombination von Sensorproblemen" denkbar. Die Nasa kündigte eine umfanreiche Prüfung aller Systeme an.

"Das wird im Training geübt"

Ammoniak ist ein Reizgas und dient auf der ISS unter anderem zur Kühlung des Stromkreislaufs. Wird es eingeatmet, löst es sich in der Flüssigkeit der Schleimhäute und verursacht Husten und Niesen. Größere Mengen können die Schleimhäute in Nase und Rachen verätzen, sowie Augen und Haut angreifen. Gelangt Ammoniak in hohen Dosen bis in die Lungenbläschen, kann es zu einem Lungenödem und dadurch zu lebensbedrohlicher Atemnot kommen.

Auf der Raumstation, die in einer Höhe von 400 Kilometern um die Erde kreist, befinden sich gegenwärtig drei Russen, zwei US-Amerikaner und eine italienische Raumfahrerin. Der Raumfahrtbehörde Roskosmos in Moskau zufolge werden die beiden US-Astronauten vermutlich bis zu diesem Donnerstag im russischen Segment bleiben. "Es gibt dort genug Sauerstoff und Lebensmittel", sagte Roskosmos-Chef Oleg Ostapenko. Auch die italienische Kollegin befindet sich nach Informationen der Esa im russischen Teil der Station.

Der deutsche Astronaut und ehemalige ISS-Raumfahrer Alexander Gerst sagte der Nachrichtenagentur dpa, die Mannschaft sei auf den Fall eines Ammoniak-Austritts gut vorbereitet. "Das wird im Training geübt", sagte Gerst. Es gebe drei große Gefahren, auf die sich Astronauten für ihre Zeit in der ISS vorbereiten müssten: Feuer, Druckabfall und Ammoniakaustritt.

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