Süddeutsche Zeitung

Genmais in den USA:Sorglose Landwirte

Die Regeln im Umgang mit gentechnisch veränderten Pflanzen sind in den USA locker - und die Farmer legen sie noch viel lockerer aus.

Katrin Blawat

Die Bedenken, die deutsche Verbraucher gegenüber gentechnisch veränderten Lebensmitteln oder Viehfutter haben, können Amerikaner nicht nachvollziehen. So enthielten im vergangenen Jahr etwa 57 Prozent aller Maispflanzen in den USA das gentechnisch eingefügte Bt-Gen, das die Pflanzen vor Schädlingen schützen soll. Doch trotz des verhältnismäßig sorglosen Umgangs mit Gentech-Pflanzen müssen auch amerikanische Landwirte Auflagen einhalten, wenn sie Bt-Mais anbauen. Dazu sind offenbar aber immer weniger Farmer bereit, wie die Studie einer amerikanischen Verbraucherorganisation belegt.

Demnach scherte sich im vergangenen Jahr ein Viertel der Landwirte nicht um die Schutzmaßnahmen, zu denen sie die US-Umweltbehörde Epa verpflichtet hat. Zwei Jahre zuvor hielten sich nach eigenen Angaben noch 95 Prozent der Befragten an die Vorschriften. Die Zahlen beruhen auf anonymen Selbstauskünften per Telefon oder Internet, die Dunkelziffer liegt also wahrscheinlich höher. "Unsere Daten sollten ein Weckruf an die Umweltbehörde sein, denn sie zeigen, dass das System nicht funktioniert", schlussfolgern die Autoren der Studie.

Um zu verhindern, dass Schädlinge resistent gegen die in Gentech-Pflanzen gebildeten Stoffe werden, müssen Landwirte in den USA neben gentechnisch verändertem Mais ein Feld mit konventionellen Pflanzen anbauen. Dies soll den Insekten, die noch keine Resistenzen entwickelt haben, ein Refugium zum Überleben sichern. Es ist dabei Aufgabe der Saatgut-Firmen sicherzustellen, dass die Landwirte diese Schutzmaßnahmen auch tatsächlich einhalten.

Durch die Entwicklung neuer Gentech-Maissorten versuchen die Konzerne die Umweltbehörde aber dazu zu bewegen, dass die Auflagen verringert werden. Davor warnen jedoch Kritiker, weil man noch nicht genug über den Mechanismus wisse, mit dem die Insekten möglicherweise Resistenzen entwickeln.

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Quelle:
SZ vom 19.11.2009/beu
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