Süddeutsche Zeitung

Gefährliche HP-Viren:Infektion ohne Sex

Viren, die Gebärmutterhalskrebs übertragen, werden offenbar nicht nur durch Geschlechtsverkehr übertragen. Sollten also schon kleine Mädchen gegen die Erreger geimpft werden?

C. Berndt

Warzenviren gelten vor allem als sexuell übertragene Erreger. Manche dieser Humanen Papillomviren (HPV) lösen Genitalwarzen aus und können unter Umständen zu Gebärmutterhalskrebs führen.

Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt daher Mädchen ab zwölf Jahren, sich vor dem ersten Geschlechtsverkehr gegen HPV impfen zu lassen. Doch nun zeigen Wiener Gynäkologen, dass auch sehr junge Mädchen bereits mit HPV infiziert sein können - ohne zuvor sexuelle Kontakte gehabt zu haben.

Bei 20 von 110 jungfräulichen Patientinnen zwischen vier und 15 Jahren fanden die Ärzte um Daniela Dörfler eine Infektion mit mindestens einem HPV-Typ ( American Journal of Obstetrics and Gynecology, Bd.200, S.487.e1, 2009).

HPV würden keineswegs nur sexuell übertragen, kommentiert Christian Dannecker von der Münchner Unifrauenklinik die Ergebnisse. Es sei bekannt, dass die Viren überall auf der Haut lebten und so auch beim Waschen eines Kindes von den Eltern übertragen werden könnten.

"Bei Kindern führen die Viren allerdings nicht zu Krebs", sagt Dannecker. Dazu müssten sie schon zum Gebärmutterhals vordringen, und eben das geschieht im Allgemeinen nur durch Sex. Ob die HPV-Impfung nun auch jüngeren Jahrgängen empfohlen werden sollte, hält Dannecker daher für fraglich.

Der Nutzen der Impfung ist derzeit Gegenstand heftiger Debatten. Der Gemeinsame Bundesausschuss überprüft gerade die Impfempfehlung der Stiko.

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SZ vom 20.05.2009/gal
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