Gebirgsformen:Oben ist noch Platz
Wenn Kinder malen, sehen Berge wie spitze Dreiecke aus: Oben wird es eng. Tatsächlich gibt es vier verschiedene Formen, und das Platzangebot etwa für Tiere kann mit der Höhe sogar wachsen.
Von Christian Weber
Ein ordentlicher Berg sieht aus wie ein Dreieck oder eine Pyramide - so wie ihn Kinder malen. Forscher haben zwar schon immer geahnt, dass das in Wirklichkeit nicht stimmt. Dennoch wird in vielen Modellen zu den Folgen des Klimawandels mit dieser Idealform gearbeitet. Man vermutete daher, dass der Platz für Tiere eng wird, wenn sie sich wegen steigender Temperaturen in die Höhe zurückziehen - weil es auf einem spitzen Berg oben eben eng wird.
Doch diese Annahme stimmt gar nicht, wie Paul Elsen von der Princeton University und Morgan Tingley von der University of Connecticut argumentieren ( Nature Climate Change): Sie haben die Formen von 182 Bergketten auf der Welt untersucht und festgestellt, dass nur ungefähr ein Drittel aller Berge eine klassische Pyramidenstruktur haben - sie findet sich vor allem in Europa. Ansonsten gibt es drei weitere Grundformen, die mit zunehmender Höhe durchaus nicht nur Platzmangel bieten.
SZ-Grafik; Quelle: EurekAlert
SZ-Grafik; Quelle: EurekAlert
Extrem ist die Form, die Forscher eine inverse Pyramide nennen, bei der etwa auf zwei Dritteln der Gipfelhöhen mehr Platz ist als im Tal. In Nordamerika dominiert die Diamantform mit der meisten Fläche in gemäßigten bis mittleren Höhen. In den Anden und im Himalaja gleicht das Höhenprofil vieler Gebirgsstöcke einer flachgelegten Sanduhr. Bei dieser Form zeigt sich am deutlichsten, dass in der Höhe das Platzangebot für Klimaflüchtlinge sogar steigen kann: Es gibt ausgedehnte Flächen in der Ebene und in großer Höhe.