Süddeutsche Zeitung

Folgen der Hitze:Wenn Fische plötzlich im See ersticken

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Sauerstoffmangel hat im Aasee in Münster zu einem Fischsterben geführt. "Bis Freitagnachmittag sind schon mehr als 20 Tonnen verendete Fische mit dem Saugwagen und Keschern eingesammelt worden", sagte Münsters Umweltdezernent Matthias Peck. Er und Vertreter der lokalen Fischereiverbände gehen davon aus, dass damit der weit überwiegende Teil des Fischbestandes tot ist.

Noch am Mittwoch hatten Messungen des Umweltamtes überdurchschnittlich hohe Sauerstoffwerte von 12 bis 14 Milligramm pro Liter Wasser ergeben, heißt es in einer Mitteilung der Stadt. Dann sei die Situation in der Nacht zum Donnerstag "gekippt". "Die für die Sauerstoffproduktion wichtigen Grünalgen starben auf einen Schlag ab, verbrauchten dabei selbst Sauerstoff - der Wert sank im alten Aasee unter die kritische Schwelle von 2 Milligramm."

Die Stadt Münster will nun mit Hochleistungspumpen Wasserfontänen in das 40 Hektar große Areal spritzen, um Sauerstoff einzubringen und die Restbestände zu retten. Wegen des Einsatzes der Pumpen sei der See am Samstag stellenweise nur "eingeschränkt zugänglich", hieß es weiter. Ob noch Fische in dem See am Leben sind, könne erst Mitte September gesagt werden, wenn sich die Gewässersituation wieder einigermaßen normalisiert habe.

Der lange Sommer hat in ganz Europa die Temperatur in Flüssen und stillen Gewässern ansteigen lassen. Als kritischer Wert gilt 28 Grad. Bei derartigen Verhältnissen kann das Wasser nicht mehr genug Sauerstoff aufnehmen. "So schlimm war es noch nie", sagt Till Seume vom Landesfischereiverband Westfalen und Lippe.

In den vergangenen Tagen wurde an vielen Orten Fischsterben beobachtet, in Hamburg genauso wie am Rhein. Dabei macht den Tieren nicht nur Sauerstoffmangel zu schaffen, sondern mancherorts auch die explosionsartige Vermehrung von Bakterien, von denen manche Giftstoffe produzieren.

Auch der Regen der vergangenen Tage hat die Probleme der Fisch nicht überall beseitigt, sondern mancherorts sogar verschlimmert. Das Regenwasser kann organische Substanzen zum Beispiel aus überlaufenden Kanalisationen in die Gewässer spülen. Das ist Futter für Bakteiren, die sich in der Folge massenhaft vermehren und Sauerstoff verbrauchen. Insbesondere in kleineren Teichen oder Bächen mit geringer Fließgeschwindigkeit wird das den Fischen zum Verhängnis.

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