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Invasive Art:Fleischfressende Würmer erobern Frankreich

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Von Kathrin Zinkant

Es gibt Würmer, die sind sehr beliebt. Der Fadenwurm Caenorhabditis elegans zum Beispiel hilft Biologen als geduldiges Versuchstier; Regenwürmer lockern den Boden und kompostieren das Herbstlaub. Was man weniger gern im Garten entdeckt, sind fingerlange, flache Würmer, die bräunlich-schleimig glänzen - und auch noch Fleisch fressen.

Obama nungara heißt die Landplanarie, die neuerdings insbesondere den Franzosen ein solch schauriges Erlebnis beschert. Zwar ist schon seit ein paar Jahren bekannt, dass der aus Südamerika stammende Strudelwurm seinen Weg nach Europa gefunden hat. Unbekannt war bislang jedoch das Ausmaß seiner Verbreitung. Und das ist ziemlich erstaunlich, wie ein französisch-australisches Team von Biologen jetzt im Fachblatt Peer-J berichtet.

In einem Garten entdeckten die Biologen mehr als hundert Würmer

Demnach findet sich das unsympathische Geschöpf mittlerweile in 72 der 96 französischen Départements auf dem europäischen Festland und ist insbesondere an der Atlantikküste weitverbreitet. Die meisten Exemplare wurden in Haute-Garonne gefunden, in einem Fall bevölkerten mehr als hundert Exemplare einen Garten. Für die Menschen bedeutet das zwar keine Gefahr. Allerdings ist Obama nungara ein hungriger Räuber, der Schnecken, andere Würmer und Insekten verspeist - und die Ökosysteme empfindlich stören könnte. Wie die Forscher zusätzlich zeigen konnten, stammt der in Frankreich verbreitete Stamm des Tiers aus Argentinien. Den Atlantik überquert hat er wahrscheinlich im Bodensubstrat von Pflanzen, die in Südamerika gezüchtet und in die alte Welt exportiert wurden, doch sicher ist das nicht. Was man dagegen sicher sagen kann: Benannt wurde der Wurm nicht nach dem Ex-US-Präsidenten Barack Obama. Die Bezeichnung wurde von den Worten Oba für Blatt und Ma für Tier in der alten südamerikanischen Tupi-Sprache abgeleitet.

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SZ vom 10.02.2020
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