Süddeutsche Zeitung

Erklärung eines Wunders:Wie sich das Meer teilte

Für die einen ist es ein Wunder, für die anderen ein Märchen. Doch vielleicht war die biblische Teilung des "Schilfmeeres" ja ein natürliches Ereignis.

Christopher Schrader

Klimaforscher aus Colorado haben womöglich eine der Wundergeschichten der Bibel enträtselt.

Im zweiten Buch Mose teilt der Prophet das Wasser des "Schilfmeeres", sodass die Israeliten den Ägyptern entkommen können.

Viele Forscher hatten bisher spekuliert, starke Winde hätten womöglich im Roten Meer das Wasser von einem flach liegenden Riff weggedrückt.

In der neuen Studie haben die Wissenschaftler die These mit einem Geländemodell in einer Computersimulation überprüft: Das Wasser hätte sich auch bei starkem Nordwest-Wind nur sehr langsam vom Riff zurückgezogen, und womöglich wären unüberwindbare Priele geblieben.

Eine andere Stelle aber scheint als Schauplatz der biblischen Geschichte geeigneter:

Nahe der antiken Stadt Pelusion, wo jetzt der Suezkanal das Mittelmeer erreicht, mündete der inzwischen verlandete pelusische Arm des Nils in eine Lagune, die heute zum Manzala-See gehört.

Hier könnte der in der Bibel erwähnte starke Ostwind, der zwölf Stunden wehte, rechtzeitig das Wasser von Schlammbänken bei Tell Kedua gedrückt haben.

Ein Oststurm mit 100 Kilometern pro Stunde genügte in der Simulation, um für vier Stunden einen Übergang von der Sethrum-Halbinsel zu schaffen ( PlosOne, online).

Ein ähnliches Ereignis hatte 1882 ein britischer General erlebt.

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Quelle:
SZ vom 23.09.2010
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