Süddeutsche Zeitung

Umwelt:Delfine im Ärmelkanal mit Chemikalien belastet

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Von Tina Baier

Delfine im Ärmelkanal haben einen "giftigen Cocktail" aus verschiedenen Industriechemikalien im Körper. Das berichtet ein Team französischer und belgischer Wissenschaftler in der Fachzeitschrift Scientific Reports. Einige der nachgewiesenen Substanzen, zum Beispiel die Polychlorierten Biphenyle (PCB), sind in den meisten Industrieländern seit Jahrzehnten verboten.

Nach wie vor sind sie aber in der Atmosphäre, im Boden und eben auch in Gewässern allgegenwärtig. Die aktuelle Studie zeigt, dass sie sich offensichtlich in Tieren, die wie die Delfine weit oben in der Nahrungskette stehen, anreichern. Die fettlöslichen Chemikalien würden mit der Muttermilch auch an Jungtiere weitergegeben, schreiben die Forscher.

Die Substanzen können verhindern, dass die Tiere Nachwuchs bekommen

Um die Belastung der Großen Tümmler im Ärmelkanal mit Industriechemikalien zu untersuchen, entnahmen die Wissenschaftler 82 Tieren Biopsieproben von Haut und "Blubber", einer mehrere Zentimeter dicken Speckschicht. Die hohen Konzentrationen von PCB, aber auch von Quecksilber und Dioxinen, die die Forscher in den Proben fanden, könnten den Tieren schaden und dazu führen, dass sie weniger Nachwuchs bekommen, sagt Krishna Das von der Universität Lüttich, einer der Studienautoren.

Polychlorierte Biphenyle, die in großen Mengen als Weichmacher und Hydraulikflüssigkeiten eingesetzt wurden, gehören zu den sogenannten endokrinen Disruptoren, die den Hormonhaushalt durcheinanderbringen und Entwicklungsstörungen verursachen können. Die aktuelle Studie an lebenden Delfinen bestätigt die Ergebnisse anderer Untersuchungen an gestrandeten Tieren, in denen ebenfalls hohe Schadstoffkonzentrationen gefunden wurden.

Im Ärmelkanal, genauer gesagt im normannisch-bretonischen Golf auf dessen Südseite, leben etwa 420 Große Tümmler. Es ist eine der größten Delfin-Populationen in Europa, wahrscheinlich sogar die größte. Um zusätzliche Stressfaktoren für die Meeressäuger zu minimieren, fordern die Forscher, die Region zum Schutzgebiet zu erklären.

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Quelle:
SZ vom 16.09.2019
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