Süddeutsche Zeitung

Biologie:Träumen Delphine von Buckelwalen?

Wenn sie tagsüber die Gesänge von Buckelwalen gehört haben, geben Delphine nachts Laute von sich, die sich ganz ähnlich anhören. Forscher vermuten, dass sie sich womöglich in einem traumähnlichen Zustand an das Gehörte erinnern.

Christian Weber

Wenn es Tag ist, benehmen sich Péos, Mininos, Cécil, Tehan und Amtan wie es sich gehört für Delphine in Gefangenschaft: In ihrer Show im Planète-Sauvage-Delphinarium im französischen Port-Saint-Père springen und spielen sie mit Bällen, sie schnattern, pfeifen, quieken.

Doch als die Ethologin Martine Hausberger eines Nachts Unterwassermikrofone in das Becken der Meeressäuger hing, erlebte sie eine große Überraschung: Auf dem Tonband fanden sich Laute, die an die Gesänge der Buckelwale erinnerten ( Frontiers in Psychology, online).

Offensichtlich hatten die Delphine die Laute während ihrer Show aufgeschnappt, bei der neben Musik vom Tonband eben auch Buckelwal-Gesänge abgespielt werden.

Unklar sei, sagt Hausberger, wieso die Delphine ausgerechnet die Wale nachmachten, wo es doch in dem Tierpark viele andere Geräusche gebe. Vielleicht liege es daran, dass die täglichen Shows die wichtigsten Ereignisse im Leben der Tiere seien, wo ihre Kunststücke auch belohnt werden.

Dies könnte für die Delphine ein Grund sein, dass sie sich während der Nachtruhe oder womöglich sogar in einem traumähnlichen Zustand an ihre Vorführungen erinnern und sie noch mal im Geiste durchspielen, um ihre Erinnerung zu festigen. Die Walgeräusche wären dann eine Art Begleitmusik.

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Quelle:
SZ vom 25.01.2012
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