Süddeutsche Zeitung

Biologie:Dachs vergräbt ganze Kuh

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Im US-Bundesstaat Utah haben Biologen einen Silberdachs bei einer sehr ungewöhnlichen Aktion gefilmt.

Von Christoph Behrens

Über den nordamerikanischen Silberdachs ( Taxidea taxus) ist nicht allzu viel bekannt. Das scheue Tier aus der Familie der Marder haust in unterirdischen Gängen und kommt mit Vorliebe nachts zum Vorschein. Dann macht es Jagd auf allerlei Kleingetier wie Insekten, Vögel oder Nagetiere, und sucht im Erdreich nach Aas.

Offenbar wurde der Silberdachs unterschätzt. Neue Aufnahmen von Biologen der Universität Utah zeigen einen Dachs, der den Kadaver einer ganzen Kuh vergräbt - offensichtlich mit dem Ziel, einen Nahrungsvorrat für später anzulegen. Es sei der erste Nachweis, dass die Tiere Beute vergraben können, die weit größer ist als sie selbst, schreiben die Wissenschaftler im Fachmagazin Western North American Naturalist.

Insgesamt fünf Tage verbrachte der Dachs damit, die Kuh zu verstecken, wie ein Zeitraffer-Video zeigt:

Dabei wollten die Biologen Ethan Frehner und Evan Buechley ursprünglich gar nicht Dachse erforschen, sondern größere Aasfresser der Prärie wie Kojoten, Berglöwen oder Geier. Dazu legten sie westlich von Salt Lake City sieben Kadaver von Kälbern aus und richteten Kamerafallen darauf aus. Als nach einer Woche ein Kalb verschwunden war, vermuteten Frehner und Buechley zunächst, dass ein größeres Raubtier das Aas weggeschleppt habe. Doch am Ort des Geschehens sahen die Forscher, dass der Boden aufgescharrt war. Die Aufnahmen der versteckten Kamera überführten den Silberdachs schließlich als Urheber. "Eine solche massive Aushöhlung ist für einen Dachs ziemlich beeindruckend", wird Frehner in einer Mitteilung der Universität zitiert. Es sei sehr viel Grabungsaufwand für einen so großen Körper nötig. Die Kamerafalle zeigte, dass der Dachs ziemlich planvoll unter und neben der Kuh grub, um sie in den Boden abzusenken. In den Wochen danach kehrte er gelegentlich zurück, um sein Versteck zu überprüfen.

Das Einbuddeln erfülle zwei Funktionen, so die Biologen. Die Beute sei vor anderen Aasfressern versteckt, zugleich bleibe sie in der Erde besser konserviert, wie in einem natürlichen Kühlschrank. Die Größe des Nahrungsstücks rechtfertige in der kargen Prärie den tagelangen Aufwand. "Es gibt nicht viele Ressourcen da draußen", sagt Buechley. Ein großes Huftier sei da als Nahrungsquelle sehr willkommen.

Auf einem der Bilder sitzt der Silberdachs nach dem Vergraben zufrieden auf seinem Erdhügel. "Man sollte nicht zu stark vermenschlichen", sagt Buechley, "aber er sieht aus wie ein sehr, sehr glücklicher Dachs."

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