Süddeutsche Zeitung

Astrophysik:Weltallbrocken statt Planet

Auf der Suche nach dem mysteriösen "Planeten Neun" haben Forscher bizarre Himmelskörper gefunden.

Von Marlene Weiß

Wer gründlich sucht, der findet; nur nicht unbedingt das, was er gesucht hat. Das kann auf vertrackte Weise mit verlorenen Schlüsseln und anderem wichtigen Kleinkram so sein, aber auch mit Himmelskörpern. Das Suchen gehört zur Berufsbeschreibung von Astronomen, das Finden allerdings auch.

Scott Sheppard von der Carnegie Institution for Science in Washington und Chadwick Trujillo vom Gemini-Observatorium auf Hawaii begannen ihre Suchaktion vor zwei Jahren: Aus den Bahnen von Objekten am Rande des Sonnensystems hatten sie auf die Existenz eines unbekannten Planeten geschlossen. Nachdem Anfang dieses Jahres andere Forscher zu einem ähnlichen Ergebnis kamen, gab es viel Aufsehen um diesen mysteriösen "Planet Neun", sogar das Aussterben der Dinosaurier wurde ihm angehängt.

Nur finden müsste man ihn noch. Das ist auch Trujillo und Sheppard nicht gelungen. Dafür entdeckten sie etwas anderes: Mit Teleskopen auf Hawaii und in Chile haben sie eine ganze Reihe bizarrer Brocken jenseits des Kuiper-Gürtels beobachtet, in den düsteren Außenbezirken des Sonnensystems ( Astrophysical Journal Letters).

Ungewöhnlich sind vor allem deren Bahnen. Statt sich wie die meisten anderen Objekte dort draußen auf flachen Ellipsen der Sonne anzunähern und dann wieder in den Tiefen des Alls zu verschwinden, sind die neu entdeckten Himmelskörper fast auf Kreisbahnen unterwegs. Die Forscher vermuten, dass Neptun sie einst auf diese Umlaufbahnen geschoben hat. Und dass es in der Gegend noch viel mehr solche Körper gibt.

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Quelle:
SZ vom 20.07.2016
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